SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Gegen den Wind zu strampeln, finde ich anstrengend. Das ganze Jahr über bin ich viel mit dem Fahrrad unterwegs. Deshalb freue ich mich jetzt über den Frühling, das frische Grün am Wegesrand, die Sonne und besonders die milderen Temperaturen. Nur der kräftige Wind, der manchmal durchs Tal weht, macht mir gelegentlich zu schaffen.

Was mir dabei allerdings aufgefallen ist: Den Wind bemerke ich immer nur dann, wenn er mir ins Gesicht bläst und mir Mühe macht. Solange er von hinten kommt, nehme ich nicht wahr. Sicher, irgendwie geht das Fahren dann leichter und schneller, und manchmal genieße ich es auch, so mühelos voran zu kommen. Aber warum das so ist, das mache ich mir normalerweise nicht bewusst.

Eigentlich, so ist mir neulich auf dem Fahrrad klar geworden, ist das auch sonst im Leben oft so. Wenn mir zum Beispiel meine Arbeit leicht fällt und mühelos von der Hand geht, dann nehme ich das oft als selbstverständlich hin. Wenn meine Kinder fröhlich und zufrieden sind, denke ich nicht viel darüber nach. Nur wenn die Arbeit anstrengend wird oder wenn es Streit gibt oder Vorwürfe, dann wird das sofort spürbar und dann fange ich an, mir Gedanken zu machen, woran es liegt.

Vermutlich geht das vielen Menschen so – Ihnen auch? Es ist auf jeden Fall kein neues Phänomen. Das zeigt mir der alte Vers aus einem Psalm aus der Bibel: „Lobe den Herrn meine Seele – und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ So heißt es in einem der ersten Verse des 103. Psalms.

Vergiss nicht das Gute, das dir getan wird und geschieht! Daran erinnert die Beterin oder der Beter des Psalms sich selbst. Für sie oder ihn ist klar: Das Gute, das mir im Leben geschieht, kommt von Gott. Und es tut gut, sich immer wieder daran zu erinnern, auch und gerade dann, wenn es auch wieder Zeiten gibt, wo der Gegenwind stärker wird.

Ich selbst habe mir vorgenommen, den Rückenwind, der mich immer wieder beflügelt, stärker wahrzunehmen und ihn bewusst zu genießen – egal ob auf dem Fahrrad oder sonst im Leben. Mich daran zu erinnern: Es ist nicht selbstverständlich, wenn ich mich mühelos bewege, mit Leichtigkeit unterwegs bin und ans Ziel gelange. Es gibt eine Kraft, die mir den Rücken stärkt. Und einen Grund, dafür dankbar zu sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21717
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