SWR2 Wort zum Tag

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Kinder sind oft begeistert, wenn sie etwas das erste Mal machen dürfen. Spaghetti mit Tomatensoße selber kochen, allein mit dem Zug zur Oma fahren, die elektrische Heckenschere in die Hand bekommen – sind solche neuen Herausforderungen geschafft, ist der Stolz groß.

Wir Erwachsenen tun uns meist schwerer mit Neuem. Wenn jemand sagt: „So etwas habe ich ja noch nie gemacht“ – das heißt meistens so viel wie: „Nein, das ist nichts für mich.“ Und daraus spürt man Unsicherheit. Vielleicht sogar Angst vor Neuem.
Umso bemerkenswerter finde ich es, wenn es doch passiert. Wenn Menschen – manchmal in hohem Alter – sich noch darauf einlassen, neue Wege zu gehen, Dinge zu versuchen, die sie vorher nicht gewagt haben:

Die ältere Dame zum Beispiel, die nach dem Tod ihres Mannes ihre Angst überwindet und das erste Mal in ihrem Leben eine Reise ganz alleine macht – zu einem neuen, unbekannten Ziel, das sie sich ganz allein ausgesucht hat. Und es genießen kann.
Oder der Mittfünfziger, der es kritisch sieht, dass so viele Flüchtlinge ins Land kommen – aber dann doch den Entschluss fasst, sich einmal selbst ein Bild zu machen. Sich überwindet, zu einem Begegnungsnachmittag zu gehen. Und dort einen jungen Syrer kennenlernt, um den er sich nun kümmert.

Für mich sind solche Geschichten auch Ostergeschichten. Denn Ostern, die Geschichte von der Auferstehung Jesu, erzählt für mich von dieser Erfahrung: Dass im Leben immer wieder neue Aufbrüche möglich sind. Von der Hoffnung, dass sogar aus Trauer und Angst Neues, Gutes wachsen kann. Davon, dass Menschen sich verändern.

Manchmal sind solche Auferstehungserfahrungen im eigenen Leben ganz deutlich. Manchmal geschehen sie aber auch eher versteckt und Schritt für Schritt; langsam, wie die Natur im Frühling sich langsam erneuert. In der Bibel verspricht ein Prophet im Buch Jesaja so eine Auferstehung mitten im Leben – und versteht sich dabei als Sprachrohr Gottes: Siehe, so spricht Gott, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?

Vielleicht erkennen Sie ja auch, wo in Ihrem Leben etwas Neues wächst in diesen Frühlingstagen nach Ostern. Und bekommen Lust und Mut, sich auf etwas Ungewohntes einzulassen. Es würde mich nicht wundern, wenn Sie sich daran freuen – so wie die Kinder über ihr erstes selbstgekochtes Essen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21716
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