SWR4 Abendgedanken

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Bei Zebrafischen wachsen die Flossen nach, habe ich gelesen. Ja, sogar Verletzungen am Herzen heilen vollständig aus. Wie das geht, haben Wissenschaftler jetzt entschlüsselt. Ein Protein steuert den Heilungsprozess. Dieses Protein befiehlt den Zellen sich zu vermehren. So wächst das verletzte Gewebe einfach nach. Und das Herz oder die Flossen werden wieder gesund als wäre nichts gewesen.

Als ich das gelesen habe, habe ich gestaunt. Toll, was die Natur alles kann! Wie schön, wenn das auch bei uns Menschen so gehen würde, habe ich gedacht. Auch Menschen haben ja manchmal ein verletztes Herz. Ich meine jetzt nicht im medizinischen Sinn, sondern im übertragenen Sinn. Es gibt vieles, was das Herz eines Menschen verletzten kann. Ein böses Wort zum Beispiel. Eine Beleidigung. Mancher weiß noch nach Jahren, wer ihn mit welchem Wort an welchem Ort beleidigt hat. Das vergisst man nicht so schnell. Oder wenn mich einer anlügt. Auch das verletzt mich. Oder wenn der geliebte Partner ganz plötzlich stirbt. „Das hat mir das Herz gebrochen“, sagt der, der alleine zurückbleiben muss.

Für alle diese Fälle müsste es doch so etwas geben wie ein Protein, denke ich mir. Aber so einfach ist das nicht. Ein verletztes Herz wächst sich nicht so schnell wieder gesund. „Die Zeit heilt Wunden“, sagt man. Aber ich glaube das nicht. Etwas bleibt immer zurück. Ein Schmerz, eine Enttäuschung, eine Sehnsucht. Die Gebete in der Bibel, die sind da ganz realistisch. Sie wissen: „Ein Herz kann man nicht reparier’n“ 

Wie aber dann mit einem verletzten Herzen umgehen? „Gott ist nahe denen, die zerbrochenen Herzen sind.“ (Psalm 34, 19). Das ist die Erfahrung in einem der biblischen Gebete.

Ich verstehe das so. Gott fühlt mit denen, denen das Herz weh tut. Die sind ihm nicht egal. Wenn es ihnen schlecht geht, ist er ganz nahe bei ihnen. Wie er das macht? In dem er ihnen zum Beispiel einen Menschen vorbeischickt, der ihnen guttut. „Dich hat der Himmel geschickt!“, sagt man. Das ist genau diese Erfahrung. Andere erzählen, wie gut ihnen das Beten tut. Das Beten beruhigt sie, nimmt ihnen die Angst und gibt neue Kraft.

Ich wünsche allen, die ein verletztes Herz haben, dass Gott ihnen ganz nahekommt. Denn seine Nähe tut herzlich gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21685
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