SWR3 Worte

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Eine Geschichte der Autorin Kirstin Westhuis über eine Flaschenpost: 

(…) Mit guten Freunden spazierte ich am Fluss. Da schimmerte etwas im Sonnenschein (…). Eine (…) Kakao-Flasche mit (…) einem Zettel darin. Eine Flaschenpost! Fröhlich aufgeregt (…) drehte (ich) den blauen Schraubverschluss auf und zog mit spitzen Fingern ein leicht feuchtes (…) Blatt heraus. 

Aber was war das? (…) Es waren zwei Seiten voller krakeliger Stichpunkte: Ungeduld – negatives Denken – gescheiterte Bewerbung – Stress an anderen rauslassen – zu viel trinken (…). 

(…) 

Ich sah einen jungen Mann bildlich vor mir, wie er die Wut rausschreibt auf ein weißes Blatt, die Kakao-Flasche neben sich, die er vielleicht am Kiosk gekauft hat – in der Hoffnung, sie schmecke nach früher, als noch alles einfacher gewesen war. Ich muss ihm antworten, dachte ich. Ich muss ihm sagen, dass er nicht alleine ist. (…) Aber nichts. (…) Kein Absender. 

Heute steht die Flasche auf meinem Schreibtisch. Regelmäßig sind meine Gedanken bei dem anonymen Zweifler und bei allen Verzagten und Verzweifelten. Mögen sie gewiss sein, dass immer jemand an sie denkt.      

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21658
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