SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ Dieser Satz aus dem Johannes Evangelium wird oft bei Trauerfeiern vorgelesen. Er gehört zu den Abschiedsworten Jesu. Er ahnte wohl, dass genug Unsicherheit und Zweifel folgen werden. Wenn er selbst nicht mehr da ist. Heute ist Karsamstag. Der Tag zwischen Karfreitag und Ostern. Ein leerer Tag. Damals für die Jünger ganz bestimmt. Sie wussten nicht mehr wo sie dran waren. Alle Hoffnung schien vernichtet. Golgotha, das Kreuz, der Tod. Endstation. Das Grab war an Karsamstag nicht leer. Natürlich, es gab schon die Erinnerung an die Verheißungen… aber vor einem Grabstein ist es nicht leicht daran fest zu glauben. Die Fragen waren drängender. Ist jetzt wirklich alles aus? Tod, Ende, Schluss, aus und vorbei? Alles umsonst? Oder kommt doch noch was? Diese Fragen gibt es immer noch. Da hat sich so viel nicht geändert. Es gibt keine Sicherheit. Keinen Beweis. Nur diese Verheißung und Bitte Jesu: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich.“ An diesen Satz klammere ich mich auch. Wir haben keine absolute Gewissheit, aber uns ist die Möglichkeit gegeben darauf zu hoffen, dass der Tod nicht das letzte Wort ist, sondern dass es in der riesigen Mauer des Todes eine Tür gibt durch die wir hindurch kommen in ein neues und erfülltes, unzerstörbares Leben. Wie immer das auch aussehen mag. Die letzte Überraschung ist Gottes Überraschung. Ich hoffe es, ich weiß es nicht gewiss. Das ist Karsamstag. Im Gegensatz zu den Jüngern damals wissen wir um Ostern, hat man uns von Kindesbeinen erzählt von der Auferstehung, sind wir nicht überrascht, wenn man uns in der Osternacht von Jesus Sieg über den Tod erzählt. In dieser Nacht werden wieder die frohen Osterlieder erklingen, wird das Feuer entzündet, wird das Licht der Osterkerze brennen wider alle Dunkelheit und Tod. Aber es wird etwas vom Apostel Thomas bleiben, etwas von der Sehnsucht nach der absoluten Gewissheit. Thomas bestand damals darauf erst glauben zu können, wenn er die Hand in die Wundmale Jesu gelegt hätte, in die des angeblich wieder lebendigen Jesus. Das Evangelium erzählt wie es dazu kam, aber auch was Jesus dann zu Thomas sagte: „Du glaubst, weil du gesehen hast, selig sind die nicht sehen und doch glauben.“ Diesen Sprung ins Ungewisse, dieses Vertrauen in die Verheißung Jesu, dies fordert dieser rätselhafte Tag zwischen Tod und Halleluja. Karsamstag heißt Schweigen, heißt den eigenen Zweifeln nicht ausweichen. Es ist kein Tag vollmundiger Bekenntnisse. Karsamstag heißt: den Stein vor dem Grab sehen und doch glauben, dass bald auf ihm Engel sitzen.

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