SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute ist Gründonnerstag. An diesem Tag war es überall üblich Grünes zu essen. Grünkohl, Brunnenkresse, Spinat...Man glaubte, wer an diesem Tag

Grünes ist, bleibt das ganze Jahr gesund. Dabei hat Gründonnerstag ursprünglich nichts mit der Farbe Grün zu tun, sondern kommt von mittelhochdeutschen „Greinen“,was soviel heißt wie „weinen, trauern.“

Denn wir sind in der Karwoche. Gründonnerstag erinnert an die Szene am Ölberg, Jesus in Todesangst, er weiß, dass es keinen Ausweg gibt. Niemand hält das mit ihm aus, die Jünger schlafen, niemand wacht mit ihm. Der Einsamkeit am Ölberg geht das Abendmahl voraus. Das letzte Abendmahl, wie es genannt wird.  Brot und Wein, ausgeteilt an die Freunde, wie so oft wahrscheinlich, an diesem Abend mit besonderer Bedeutung: "Tut dies zu meinem Gedächtnis." Seit Jahrhunderten wiederholen wir seine Worte. In allen Sprachen. Nehmt und esst, nehmt und trinkt. Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Geheimnis des Glaubens, heißt es dann. Das ist wirklich geheimnisvoll. Ein Schluck Wein, ein bisschen Brot. Eine kleine unscheinbare Hostie, und dann diese Bedeutung. Als Kind hab ich schon gelernt, mit diesem Geheimnis besonders ehrfürchtig umzugehen, als Theologe habe ich Bücher gewälzt und viel Kluges darüber studiert, als Priester so oft selbst diese Worte nachgesprochen. "Tut dies zu meinem Gedächtnis." Besser oder tiefer verstanden hab ich diesen Satz vor einigen Jahren. Damals starb plötzlich eine gute Freundin von mir. Birgit. Sie war ein Mensch, der einem so wichtig war wie Brot und Salz. Wir, ihre Freunde, und vor allem ihre Familie, vermissen sie bis heute. Ihr Mann brachte mir damals eine kleine Dose mit selbstgebackenen Plätzchen. Die hatte sie schon gebacken. Es war kurz vor Weihnachten. Ich weiß nicht, wie viel Gebäck ich in den letzten Jahren bei ihr gegessen habe. So nebenbei. So selbstverständlich. Die kleine Dose öffnete ich ganz langsam. Und genauso langsam hab ich eins von den Plätzchen gegessen. Eins. Mag sein, dass es von außen besehen ein bisschen eigenartig klingt, aber es war für mich mehr als ein Stück Gebäck. Ich sah sie in der Küche, ich sah sie beim Backen, ich erinnerte mich an Gespräche. Ich sah, ich hörte ihr Lachen. Birgit war irgendwie wieder da. Und doch natürlich nicht. "Tut dies zu meinem Gedächtnis." Diesen Satz versteh ich seitdem besser, wenn ich ihn in der Messe wiederhole. Das ist nicht nur eine Erinnerung an etwas, was vor Jahrhunderten geschehen ist. Sondern immer, wenn ich mit anderen das Brot breche, glauben wir zusammen an die Verheißung Jesu, die er uns hinterlassen hat: "Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter euch". Und das nicht nur heute, sondern "alle Tage bis zum Ende der Welt".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21655
weiterlesen...