SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wie soll ich Worte finden, keines das passen will, keines, das das Entsetzen beschreiben kann, den Schmerz, die Trauer derer, die der Terror von Brüssel gestern so brutal  überrascht hat. In der U-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit, im Flughafen unterwegs in den Urlaub. Ewiger Gott, ich bin wütend, traurig, fassungslos, stumm…Das ewige Warum bildet sich in meinem Herzen, ich beklage es ohne Antwort. Die verblendeten, skrupellosen Täter frage ich: habt ihr sie  gesehen, die Gesichter,  wie sie gelächelt haben, wie sie ahnungslos waren bevor ihr deren Leben geraubt habt? Warum Gott lässt du sie gewähren? Ich frage dich heute, wo es mich näher betrifft, Brüssel ist so nah. Direkt in der Nachbarschaft. Auch ich habe Verwandte in dort. Sie hätte es treffen können. Jedoch der Tod hält täglich ähnliche grausame Ernte, massenhaft, in Syrien, im Irak, in der Türkei…die uns dann nicht so trifft wie bei den europäischen Nachbarn. Warum eigentlich?

Gib Antwort Gott, zeig dich durch Menschen, die halten und aushalten, die stärken und ihre Schulter geben. Und bewahre uns davor zu verzweifeln und zu hassen. Ich weiß, dass das gehen kann. Ich denke an Antoine Leiris. An den jungen Familienvater, der in der schrecklichen Pariser Terrornacht am 13. November seine Frau verloren hatte. Ich denke an seinen offenen Brief an die ISIS / IS Terroristen, die Mörder seiner Frau,. Ich lese ihn nochmal für mich, er ist so wichtig. „Ihr werdet meinen Hass nicht bekommen“, heißt es darin und weiter: „Nein, ich werde euch nicht das Geschenk machen, euch zu hassen. Auch wenn ihr euch sehr darum bemüht habt; ihr wollt, dass ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger mit misstrauischem Blick betrachte, dass ich meine Freiheit der Sicherheit opfere.“ Und weiter heißt es in dem Brief: „Selbstverständlich frisst mich der Kummer auf, diesen kleinen Sieg gestehe ich euch zu, aber er wird von kurzer Dauer sein. …Wir sind zwei, mein Sohn und ich, aber wir sind stärker als alle Armeen dieser Erde. Ich will euch jetzt keine Zeit mehr opfern, ich muss mich um Melvil kümmern, der gerade von seinem Mittagsschlaf aufwacht. Er ist gerade mal 17 Monate alt; er wird seinen Brei essen wie jeden Tag, dann werden wir gemeinsam spielen wie jeden Tag und sein ganzes Leben wird dieser kleine Junge euch beleidigen, indem er glücklich und frei ist. Denn nein, auch seinen Hass werdet ihr nicht bekommen." Soweit dieser unglaubliche Brief.
Ewiger Gott, gib vielen diese innere Kraft und warte nicht damit. Ich bitte Dich.

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