SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wir stehen am Anfang der Karwoche. Mit ihr gehen die großen 40 Tage zu Ende, die Vorbereitung auf Ostern: die Fastenzeit. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“, so hieß es am Aschermittwoch. Asche wurde den katholischen Christen aufgelegt, als Zeichen der Vergänglichkeit und als Mahnung zur Umkehr. Die Asche wurde aus den Palmzweigen des vergangen Jahres gewonnen. Ein Symbol wie nahe Höhen und Tiefen in jedem Leben beieinander liegen. Gestern wurden neue Palmzweige gesegnet. Palmsonntag nennen wir diesen Tag, weil er an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert, als ihm die Menschen Palmen streuten, Hosianna riefen, ihn bejubelten. Aber es sollte nicht lange dauern: das „Kreuzige ihn“ kam bald genau so schnell über die Lippen. Die Kartage erzählen von dem, was geschehen ist. Jedes Jahr gehen Christen in Gedanken, im Gebet, in der Stille den Weg Jesu mit. Mit Palmsonntag fing es an.

Am Gründonnerstag wird die Einsetzung des Abendmahls gefeiert. Mahl halten heißt im jüdischen Umfeld den anderen willkommen heißen, heißt ihn annehmen. In jeder Messe, in jedem Abendmahl, hält Jesus selbst mit uns Menschen Mahl, heißt uns auf unüberbietbare Weise willkommen. Das Kreuz steht im Mittelpunkt des Karfreitags. Auf Golgotha starb Jesus, wurde hingerichtet. Weil wir aber um das kommende Ostern wissen ist es nicht nur ein dunkler Tag. Das Kreuz wurde zum Zeichen des Heils. Zum Zeichen der Erlösung schlechthin. Deshalb feiern unsere evangelischen Schwestern und Brüder diesen Tag in besonderer Weise. Der Karsamstag kennt keine Liturgie, keinen Gottesdienst. Christus liegt im Grab. Auch das ist ein Symbol für unser Leben. Es gibt nicht nur die endgültigen sondern auch die selbstgeschaffenen Gräber. Das Grab des Selbstmitleids, der Resignation, des Stolzes. Karsamstag begehen, heißt auch: sich dieser eigenen Grabsituation zu stellen. Wer den Karsamstag wirklich aushält, nicht übergeht, wer die Tage zuvor meditiert und erlebt kann bewusster Ostern feiern, kann den Glauben an die Auferstehung in die eigene Angst hineinhalten, kann „Neu Werden“. Ostern hat viel mit dem Erwachen des Lebens im Frühjahr zu tun. Mit eben diesem Neu-Werden. Doch das Leben, das im Frühjahr neu aufbricht, wird im Herbst wieder sterben. Aber in diesem Neuaufbrechen steckt eine Verheißung eines Lebens, das nicht sterben wird, die Verheißung eines ewigen Frühlings, eines ewigen Ostern.

Ich wünsche Ihnen in der Vorfreude auf Ostern eine gesegnete Karwoche!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21652
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