SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Alle sollten kommen - zu einem Fest im sommerlichen Garten. Keine ungewöhnliche  Einladung, die Freunde freuen sich darüber. Doch diesmal ist es anders gewesen. Denn der Mann, der sich gewünscht hatte, seine Freunde in schöner Runde um sich zu versammeln, war todkrank. Eine schlimme Diagnose hatte ihn und seine Familie völlig aus der Bahn geworfen. Nur noch wenig Zeit sollte ihm zum Leben bleiben. Unvorstellbar, dass er seine Frau und die drei Kinder im Teenageralter schon bald allein lassen sollte. Alle waren geschockt. Und jetzt hat dieser todkranke Mann seine Freunde eingeladen… Alle sind gekommen, mit ganz mulmigen Gefühlen. Jeder hatte etwas mitgebracht zu essen und zu trinken, das, was er besonders gern mochte. Eine ganz eigenartige Stimmung, mit Kloß im Hals und Tränen in den Augen. „Ich wollte euch alle noch einmal in vertrauter Runde erleben, solange ich dazu noch in der Lage bin“, hat er gesagt. Und er hat sich gewünscht, dass sich die Freunde nach seinem Tod weiter hier mit seiner Familie treffen sollten. Es ist ein schönes Fest gewesen, habe ich gehört. Sie haben gemeinsam gegessen und getrunken und erzählt von schönen gemeinsamen Unternehmungen. Über manche Erinnerung haben sie sogar gemeinsam lachen können…

Wie befürchtet, ging es dem Mann immer schlechter und er ist bald gestorben.

Gerade heute, an Gründonnerstag, muss ich an dieses Abschiedsfest denken. Denn heute erinnern sich die Christen an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Freunden gefeiert hat, ehe er gefangen genommen wurde, verurteilt zum Tod am Kreuz. Jesus mit seinen Jüngern an einem großen Tisch und es sieht nach einer fröhlichen Runde aus. Vielleicht haben auch Sie jetzt eines der vielen Bilder im Kopf, die es vom letzten Abendmahl gibt. Jesus hat gewusst, dass ihm der Tod unmittelbar bevorstand und dass dies das letzte Mal sein würde, dass er mit seinen Freunden in so vertrauter Runde zusammensitzen würde. Und als er das seinen Freunden sagt, erschrecken sie gewaltig, wollen sich dagegen wehren, Jesus zu verlieren. Doch er weiß, dass es geschehen muss.  Damit sich seine Freunde, an ihn erinnern, wenn er nicht mehr unter ihnen ist, teilt er Brot und Wein mit ihnen auf ganz besondere Weise. Immer wenn sie das später ohne ihn tun, sollen sie sich ganz bewusst an ihn erinnern, dann würde er wieder bei ihnen sein. Ich kann mir denken, dass die Jünger damit völlig überfordert waren. Wie Jesus leiden musste, gestorben und dann auferstanden ist.

Das ist auch für mich schwer zu verstehen. Aber ich hoffe tief in mir, und das lasse ich mir nicht nehmen, dass mit dem Leben hier auf der Erde nicht alles zu Ende ist.

Und soviel ich weiß, hat auch der Mann, der seine Freunde in den Garten eingeladen hat um sich zu verabschieden, diese Hoffnung gehabt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21636
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