SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Nie hätte ich gedacht, dass wir uns mal aus dem Weg gehen könnten. Meine Freundin und ich. Nichts schien unsere Freundschaft erschüttern zu können. Doch irgendwann hat sich alles geändert. Ich verstehe heute noch nicht, wie es dazu kommen konnte, dass wir uns schließlich nicht mal mehr gegrüßt haben. Plötzlich bin ich auch bei anderen Personen, die ihr nahe gestanden haben, auf Ablehnung gestoßen. Was mag sie denen über mich erzählt haben? Sie hat mir keine Gelegenheit gegeben darüber zu reden. Ich bin mir keiner Schuld bewusst gewesen und habe mich verletzt zurückgezogen. Es hat mich erschreckt, wie schnell Menschen sich fremd werden können. Und ich hab mich an einen Spruch erinnert, den eine Schulkameradin in den ersten Schuljahren in mein „Poesie Album“ geschrieben hatte: „Christina, lerne Menschen kennen, denn sie sind veränderlich, die dich heute Freundin nennen, reden morgen über dich.“ Später konnte ich mit ähnlichen Erfahrungen besser umgehen. Ich habe verstanden, dass Menschen sich verändern zum Positiven oder Negativen. Sie entwickeln sich. Ändern ihre Ansichten. Durch andere Lebensumstände und nicht zuletzt durch Menschen, die in ihr Leben treten. Menschen lassen sich nun mal beeinflussen. Durch andere. Manchmal viel zu schnell und ohne zu hinterfragen. Machen die Meinung anderer, die sie im Moment beeindrucken, zu ihrer eigenen. So muss es auch im Fall meiner zerbrochenen Freundschaft gewesen sein. Da haben wohl Neid und Eifersucht eine Rolle gespielt. Das habe ich damals nicht wahrhaben wollen. Missgunst und Neid - das ist ganz gefährlich und vergiftet so manche Beziehung und Freundschaft. Und es tut weh, wenn es nicht gelingt dagegen etwas zu unternehmen. Wenn einzelne versuchen sehr viele Menschen mit ihren negativen Gedanken zu beeinflussen und mit Unwahrheiten, dann kann das schlimme Auswirkungen haben. Das hat sich in der Geschichte vielfach gezeigt.

Gestern war Palmsonntag, an diesem Tag beginnt für Christen die sogenannte Karwoche. Die Woche vor Ostern, in der sich die Christen an das Leiden und den Tod Jesu erinnern. Am Palmsonntag ist Jesus unter großem Jubel in Jerusalem eingezogen. Die Menschen haben Palmwedel vor Begeisterung geschwenkt. All ihre Hoffnung auf ein besseres Leben haben sie mit ihm verbunden, er sollte ihr König sein. Doch schon bald änderten viele ihre Meinung. Am Karfreitag von Pilatus gefragt, was mit Jesus geschehen sollte, riefen sie „Kreuzige ihn“. Vergessen waren all der Jubel und die Begeisterung vom Palmsonntag. Unglaublich und erschreckend: So beeinflussbar, so veränderlich sind Menschen!

Und deshalb ist es wichtig, dagegen zu halten, wenn ich merke, da werden Unwahrheiten verbreitet. Ich weiß es besser. Doch dafür muss ich glaubwürdig sein und nicht selten auch mutig.           

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