Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Raissa Gorbatschowa, einst Frau des mächtigsten Mannes der alten Sowjetunion. Heute vor acht Jahren am 20. September 1999 starb sie in Münster in Westfalen, Leukämie, Blutkrebs.
„Leben heißt hoffen“ ist der Titel des einzigen Buches in deutscher Sprache, das sie uns hinterließ.. Im Russischen heißt der Titel eigentlich ganz einfach: „Ich hoffe“. Erinnerungen und Gedanken von 1991, aufgeschrieben mitten in der Zeit des Militärputsches, als Gorbatschow zurücktreten musste, mehrere Monate inhaftiert war. Ein Schock. Damals schon war Raissa Gorbatschowa von der Krankheit gezeichnet, von der sie sich nie wieder erholte.

Leben heißt hoffen. Ich weiß nicht, ob schon immer die Hoffnung Motor ihres Lebens war.
Die junge Gorbatschowa, 1932 in Sibirien als Eisenbahnertochter geboren, wollte nach vorn kommen, immer. Nicht stehen bleiben. Und sie hat Kariere gemacht vom Aschenputtel in einer Zweizimmerwohnung bis zur Königin, zur first lady, zur Geheimwaffe des Kreml. Im Volk beliebt war sie nicht, obwohl sie ein soziales Herz hatte. Als junge Frau hatte sie mit einer Arbeit über die Situation der Kolchosbauern ihren Doktor gemacht. Sie hatte damals sogar auf langen Fußmärschen durch Sibirien deren schlechte Lage studiert. Doch sie war für die Leute aus dem Volk zu sehr Lehrerin, modisch gekleidet, beherrschte westliche Sprachen, war einflussreich, ja glamourös.
Nicht ihre Karriere, ihr Aussehen, ihr soziales Engagement für Kinder, Naturschutz und Frauenfragen verschaffte ihr letztlich Ansehen, sondern dieser einfache Satz.
Ich hoffe! Leben heißt hoffen.
Wie werde ich mit meiner Krankheit fertig? Wie schaffe ich das in einer prominenten Position? Wie komme ich klar in einer ausweglosen Situation? Auch in einem politischen Gefängnis?
Ich hoffe! Ich erwarte alles von dem, was kommt. Ja, ich bin unterwegs zu etwas Größerem, Schöneren, zur Freude. Ich suche meine Chance vorn, dort wo das Leben offen ist. Ich kann nicht genau sagen, wie das ist mit der Hoffnung im Kommunismus. Aber ich weiß, Raissa Gorbatschowa unterstützte in ihrer karitativen Tätigkeit die orthodoxe Kirche. Vielleicht liegt hier ein Geheimnis ihres Lebens und die Kraft ihrer Ausstrahlung in der Krankheitszeit: Jesus Christus, die Hoffnung der Welt. Für mich ist er unser lebendiger Weg.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2162
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