SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

"Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsre weit und breit, wo wir uns finden wohl unter Linden zur Abendzeit.“ Am Samstagabend, auf dem Geburtstag meiner Schwester, haben wir dieses alte Volkslied gesungen – ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich es zuletzt gesungen habe. Ich musste dabei sofort an die Wahlen gestern denken: „Kein schöner Land das das unsere weit und breit“ – und doch haben so viele Menschen Angst, dass das nicht so bleiben könnte, ja, dass man jetzt schnell handeln etwas tun muss, damit es unsere Heimat bleibt, unser christliches Abendland.

Jetzt ist das Lied schon satte 175 Jahre alt und schon damals machten sich die Menschen viele Gedanken, wie es denn weitergehen sollte in Deutschland. Es ist weitergegangen, mal weniger gut, mal richtig gut. Aber wie wird Deutschland wohl in den nächsten 175 Jahren aussehen? Wir meinen ja oft, dass die Welt untergeht, wenn wir nicht ganz schnell etwas verändern – zum Beispiel in der Politik.

Dieses alte Volkslied strahlt dagegen eine Gelassenheit und Geborgenheit aus, die mich beeindruckt. Da heißt es: „Das wir uns hier in diesem Tal noch treffen so viel hundertmal, Gott mag es schenken, Gott mag es lenken, er hat die Gnad'.“

Diese Gelassenheit wünsche ich mir auch – für mich, aber auch für all die, die unser Land lenken, vor allem für unsere Politiker. Unser Leben ist doch nicht so einfach, dass einfache Lösungen wirklich funktionieren. Eigentlich wissen wir, dass die Dinge meist kompliziert sind und wir Menschen uns nicht so schnell ändern. Daher braucht es einen langen, ja oftmals sehr langen Atem, bis sich etwas wirklich ändert, eben auch mal „viel hundertmal“ – wie es im Lied heißt.

Der Liederdichter ist der Meinung, dass wir uns die Zeit zum ruhigen Handeln nehmen können, denn sogar Gott ist mit uns, er wacht über uns – schon wieder ist diese tiefe Geborgenheit spürbar: „Nun, Brüder“ – und sicherlich auch Schwestern- „eine gute Nacht. Der Herr im hohen Himmel wacht! In seiner Güte uns zu behüten, ist er bedacht.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21609
weiterlesen...