SWR3 Gedanken

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Und wo liegt Ihre Hemmschwelle? Wenn jemand Sie so richtig heftig angeht? Vor kurzem haben Männer eine mir liebe Kollegin heftig angegriffen per mail. „Als naives Pastörchen, als strunzdumme Tussi, als eine, der man es nur mal richtig besorgen muss.“ Das alles mit Klarnamen,  anscheinend ohne Hemmschwelle. Man kennt das ja schon. Da habe ich sie wieder gespürt: meine Gefühle von Hass.  Wenn Männer sich so ausmehren, da werd ich zum Tier. Da fühle ich Hass und das fühlt sich sogar richtig an. Weil solche Typen das ja verdient haben.

Aber zum Glück gibt’s in mir Hemmschwellen. Ich weiß: auch wenn es sich richtig anfühlt, von innen- es ist nicht richtig. Deshalb muss ich meine Hemmschwellen stark machen. Weil ich weiß: Hass ist eine ansteckende Krankheit. Wenn ich mich  anstecke lässt, geb ich  weiter, was mir angetan worden ist. Nur mit anderem Vorzeichen, mit anderer Begründung. Muss man ja mal sagen dürfen. Darf man aber nicht.

Ich glaube: man braucht Menschen, die einen bremsen, die sich in den Weg stellen. Oder in den Arm nehmen. Einer davon ist für mich der Apostel Paulus. Der hat mal geschrieben: Lass ich nicht vom Bösen überwinden, lass dich nicht vom Hass überwältigen. Überwältige du das Böse. Überwinde es mit Gutem. Ja, mit Gutem!

Das geht, indem man zum Beispiel das Böse ins Leere laufen lässt. Ein großes Onlineportal zum Beispiel sperrt bei Flüchtlingsthemen inzwischen die Kommentarfunktion. Da haben Hassmails keine Chance. Meine Kollegin liest die Mails nicht mehr. Sie packt sie in einen Ordner und übergibt sie Freunden und die leiten sie dann wenn nötig an die Polizei weiter.

Das Böse mit Gutem überwinden – ich glaub, das kann man nicht allein. Ich jedenfalls brauche dazu Freunde. Jesus ist für mich so ein Freund. Als Menschen sich in ihrem Hass an ihm ausgetobt haben, da konnte er beten: Vater, vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21606
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