Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eine mutige Frau, Mechthild von Magdeburg. Sie schrieb die kühnste erotische Dichtung des Mittelalters: „Vom fließenden Licht meiner Gottheit“. Durch acht Jahrhunderte trug sie den Namen ihrer Heimatstadt weit hinaus in die Welt bis nach Kanada und weit hinein nach Polen.
Mechthild von Magdeburg.
Ein Satz von ihr ist mir erinnerlich:„Gott hat an allen Dingen genug, allein die Berührung der Seele wird ihm nie genug.“ Das hat mich angerührt: da in der Herzkammer ihres Lebens entdeckt sie Gott, den Gott der für sich an allen Dingen genug hat und doch nicht allein bleiben will, der die „Berührung sucht mit meiner Seele.“ Gott berührt meine Seele. Das kann nur eine Frau sagen. Er berührt meine Seele und das wird ihm nie genug.

Mechthild ist zwar aus dem öffentlichen Bewusstsein fast verschwunden. Aber ich habe gelesen: Die Christen in Magdeburg feiern gerade ihren Geburtstag unter dem Thema „Glut unter der Asche“. Heute früh kommen die Senioren zusammen. Sie fragen sich -nach einem gemeinsamen ökumenischen Frühstück in der katholischen Gemeinde St. Mechthild- nach der Gottesbeziehung im Alter. Und die Christen in der Diözese Magdeburg, Katholiken und Protestanten, feiern ein ganzes Jahr lang.

„Glut unter der Asche“. Was hat da gebrannt?
Ein Frauenherz voll Leidenschaft. 40 Jahre lebte Mechthild in ihrer Heimatstadt Magdeburg. Sie war eine Adelige. Doch sie lebte als Nonne im Kloster, eine stolze Frau, sozial bewusst war sie da für Arme und Kranke, machte Sterbebegleitung. Hoch gebildet war sie, konnte lesen und schreiben, für Frauen vor 800 Jahren gar nicht selbstverständlich. Sie war zuhause in den Heiligen Schriften. Die Bibel, besonders das Hohelied der Liebe hatten es ihr angetan. Und sie lauschte den Liedern der Minnesänger um sich herum. Doch tief im Inneren ihrer Seele hatte sie eine Kammer entdeckt. Da hatte nur sie allein Zugang. Da war ihre Liebe zu Gott zuhause. Sie brachte das, was sie dort erlebte, in Sprache, in die Sprache der Armen, ins Niederdeutsche. Ihr Herz brannte für die Armen und die Kranken.

Ich gratuliere den Menschen in Magdeburg, die sich heute an Mechthilds Geburtstag Zeit nehmen und nach dieser Gottesbeziehung fragen. „Gott hat an allen Dingen genug, allein die Berührung der Seele wird ihm nie genug.“ Das ist eine Entdeckung wert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=2160
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