SWR3 Gedanken

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Rede und Antwort stehen ist gar nicht so leicht. Das ist mir erst vor kurzem wieder klar geworden. Ich hab mich mit einer Freundin und ihren Freunden getroffen. Und irgendwann haben wir über Glaube und Kirche gesprochen. Mich haben sie dann gefragt, was ich denn so mache. Und als ich erzählt habe, dass ich Theologie studiert habe und bei der Kirche arbeite, ist es richtig heftig zur Sache gegangen. Am liebsten hätte ich mich aus dem Staub gemacht.

So richtig Rede und Antwort stehen, das muss ich in meinem Job eher selten. Meistens habe ich da mit Leuten zu tun, die so wie ich auch verwurzelt sind im Glauben. Da fällt es mir leicht, über meinen Glauben zu sprechen.

Ganz anders war es in diesem Freundeskreis. Auf manche Fragen hab ich einfach keine Antwort gehabt. Zum Beispiel, warum in der katholischen Kirche Frauen nicht Priester werden dürfen. Dann noch der Vorwurf, dass die Kirche  nur um sich selbst kreist und  nur Geld machen will. Bei aller Kritik hat es mich aber erstaunt, wie interessiert die anderen mich über meinen Glauben und die Kirche ausgefragt und zugehört haben. Und es war spannend zu hören, wie sie darüber denken.

Ich glaube, darauf kommt es an: Rede und Antwort stehen heißt nicht, dass ich andere von meiner Sicht überzeuge. Wenn ich versuche, allen meine religiöse Erfahrung aufzudrängen, dann schreckt das eher ab. Rede und Antwort stehen heißt für mich, davon zu erzählen, warum und was ich glaube – trotz mancher Zweifel. Und von denen kann ich dann ja auch erzählen. Außerdem gehört es auch dazu, sich hinterfragen zu lassen.  Das hab ich an diesem Abend verstanden.

Rede und Antwort stehen gefällt mir besser, als mich bequem irgendwo einzurichten oder mich einfach aus dem Staub zu machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21588
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