SWR3 Gedanken

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Mit Enttäuschungen umzugehen finde ich echt schwierig. Das ist auch in der Bibel nicht anders! Dort gibt es nämlich eine Geschichte, die genau davon erzählt.

Jesus ist gerade am Jordan und viele Menschen besuchen ihn dort, um ihn mal zu sehen und zu hören. Zu genau dieser Zeit wird ein Mann schwer krank. Er heißt Lazarus. Seine Schwestern Marta und Maria senden sofort eine Nachricht los, damit Jesus kommt und ihn heilt. Jesus bekommt die Nachricht, bricht aber erst zwei Tage später auf. Der Weg ist weit. Und als er schließlich ankommt, ist es zu spät: Lazarus ist tot.

Marta und Maria machen Jesus schwere Vorwürfe. Sie sind zutiefst enttäuscht von ihm, klagen ihn an und stellen ihn zur Rede. Erst jetzt wird Jesus klar, wie sehr er die beiden Frauen enttäuscht hat. Die Bibel erzählt davon, dass er selbst weint.

Mich berührt diese Geschichte aus der Bibel, weil sie  davon erzählt, was passiert, wenn ich enttäuscht werde, meine Hoffnungen nicht erfüllt werden, nicht das passiert, was ich erwartet habe. Und davon, dass Enttäuschungen zum Leben dazugehören. Denn wenn sogar Jesus Menschen enttäuscht hat, scheint das wohl zum Menschen zu gehören! Von dem habe ich es nämlich am wenigsten erwartet.

Enttäuschungen hab ich selbst schon erlebt. Manche Dinge kamen einfach anders als erwartet. Und manchmal tat das sogar richtig weh. Aber mit der Zeit ist mir folgendes klar geworden:

Enttäuschungen kann ich im Leben nie ganz vermeiden. Das einzige was ich tun kann ist, weniger zu erwarten. Dann ist die Enttäuschung später nicht so groß. Dann kann ich nämlich nur überrascht werden, wenn etwas eingetroffen ist, was ich nicht erwartet habe.
Wer weniger erwartet, kann auch nicht so arg enttäuscht werden – sondern nur überrascht.

So wie die beiden Schwestern Martha und Maria überrascht worden sind: Die Geschichte in der Bibel endet nämlich so, dass Lazarus von Jesus zum Leben auferweckt wird. Und das haben sie nach dessen Tod wirklich nicht erwartet.

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