SWR2 Wort zum Tag

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Francesco Tuccio lebt und arbeitet als Schreiner auf der Insel Lampedusa. Er gehört zu den vielen Inselbewohnern, die wütend sind, weil sich an der unerträglichen Situation der ankommenden Flüchtlinge so wenig ändert. Schon seit Jahren nehmen sie deshalb vieles selbst in die Hand, was den Flüchtlingen beim Start in ein neues Leben helfen kann. Francesco Tuccio sagt: „Es ist zu traurig, die Menschen kommen zerstört hier an; sie haben ein unbeschreibliches Leid an sich“.

2009, als der resolute Italiener besonders wütend über die Trägheit der Behörden war, kam ihm eine Idee: Er nahm zwei Stücke Holz, Trümmer eines gekenterten Flüchtlingsbootes, und fertigte daraus ein Kreuz. „Die Motivation dazu“ – so erzählt er -  „ist aus dem Leiden geboren, das ich in diesen erloschenen und müden Augen gesehen habe, in denen gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer liegt.“ Für einen Christen sei das Kreuz immer auch die Hoffnung auf ein neues Leben, eine neue Geburt.

Eben dies ist die Botschaft, die das Kreuz zum Erkennungszeichen des Christentums macht. Es steht für Tod und Leben zugleich. Es steht für das Scheitern Jesu, der sich in allem, was er tat und sagte, dafür einsetzte, dass Menschen Zugang bekamen zu einem Leben in Freiheit und Würde, entsprechend ihren eigenen Begabungen und Quellen. Für ihn war ein Leben in Fülle der Wille Gottes für alle Menschen. Und das unbeirrbare Eintreten für diese Botschaft brachte ihn ans Kreuz. Das Kreuz ist aber zugleich das Zeichen für Christen, dass Leiden und Sterben nicht das letzte Wort haben. Denn Gott hat diesen Gekreuzigten zum ersten Menschen einer neuen Schöpfung gemacht, in der das Leben auf immer siegt.

Die Kreuze, die in den letzten sieben Jahren Teil von Tuccio’s Arbeit geworden sind, haben in Italien und darüber hinaus auch hier in Deutschland zahlreiche Verbreitung gefunden. Für ihre Reise gibt Tuccio ihnen Wünsche mit: „dass überall dort, wo das Kreuz Orte des Leidens berührt, sich die Menschen damit identifizieren können, die ihre Heimat verlassen mussten und in ein neues Leben aufgebrochen sind. So kann das Kreuz eine Botschaft der Liebe und der Freiheit bringen.“

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21491
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