SWR3 Gedanken

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Meinen guten Freund kenne ich seit Kindertagen. Damals sind wir über Pfützen gesprungen und haben begeistert Kaulquappen gefangen. Wir haben schöne Dinge miteinander geteilt, und er war immer bei mir, wenn mich Kinderkummer quälte. Mein guter Freund eben.

Als ich älter wurde, haben wir uns eine Weile aus den Augen verloren. Ich wusste nicht mehr so recht, worüber ich mit ihm reden sollte, er wurde mir fremd, hatte irgendwie keinen Platz mehr in meinem Leben. Ist halt manchmal so.

Irgendwann ging es mir einmal richtig elend. Da ist mir mein guter Freund wieder eingefallen. Die Gespräche, die Nähe, die Vertrautheit. Schließlich bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe mich bei ihm gemeldet. Und was war ich überrascht, dass er sofort wieder für mich da war, als hätten wir uns nie voneinander entfernt. Und seitdem habe ich den Kontakt nicht mehr wirklich abreißen lassen.

Mein guter Freund ist um einiges älter als ich, er hat etwas Zeitloses. Aber dennoch fühle ich mich in seiner Gesellschaft gut, weil ich bei ihm sein kann, wie ich bin. Manchmal hält er mir auch eine Art Spiegel vor, wenn er nicht gut findet, was ich tue. Manchmal muss ich bei seinen Worten schlucken. Manchmal ringen wir auch miteinander um die Wahrheit. Aber meistens hat er Recht. Offen gestanden hat er fast immer Recht.

Aber damit kann ich umgehen. Weil ich immer wieder spüre, dass ich ihm wichtig bin. Dass ihm etwas an meiner Freundschaft liegt. Und dass diese Freundschaft für mein Leben etwas Wichtiges und Besonderes ist. Eine Beziehung, die trägt und hält. Was auch immer kommt.

Mein guter Freund heißt übrigens nicht Fritz oder Willy. Seit ich denken kann, ist Gott mein guter Freund.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21453
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