SWR2 Wort zum Tag

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Manchmal ist es frustrierend. Da habe ich das Gefühl, dass ich mich wirklich eingesetzt habe – und dann kommt so wenig dabei heraus. Vermutlich kennen Sie das auch: Ein berufliches Projekt, das einen sehr beschäftigt hat – und nachher kräht kein Hahn nach den Ergebnissen. Oder in der Familie: Zehnmal schon hat man versucht, den Kindern etwas nahe zu bringen – aber irgendwie kommt nichts an. 

In der Bibel erzählt Jesus von einem Bauern, der auch wenig Erfolg bei seiner Arbeit hat. Er sät Korn aus – aber ein Teil der Saat fällt auf den Weg und wird gleich von Vögeln gefressen. Ein anderer Teil fällt auf felsigen Grund, wo nur eine dünne Erdschicht ist – die Saat geht zwar schnell auf, verdorrt aber in der Sonne. Noch andere Samenkörner fallen ins Dornengestrüpp, die Pflanzen werden überwuchert. Nur ein kleiner Teil der Saat fällt auf guten Boden, geht auf und bringt Frucht. Auf’s Ganze gesehen kein gutes Ergebnis. Ziemlich frustrierend!

Was mich aber an der Geschichte noch mehr beschäftigt: Jesus erzählt die Geschichte gar nicht, weil wir uns so gut in den Bauern hineinversetzen können. Er hält uns eigentlich einen Spiegel vor. Er sagt: Der Bauer ist wie Gott. Die Menschen sind wie diese Ackerfelder. Gott streut seine gute Botschaft ins Leben, durch Worte, Ideen, Menschen. 

Und was mir besonders auffällt: Gott sät großzügig aus. Er schaut offensichtlich nicht erst, ob es sich lohnt. So wie ich das machen würden: Erst mal prüfen, ob der Boden gut ist, bevor ich was säe. Erst mal sehen, ob der andere es verdient ist, bevor ich ihm etwas gebe. 

Gott sät großzügig. Und tatsächlich kann ich nachvollziehen, was Jesus sagt: Oft bin ich kein guter Ackerboden. Vieles kommt bei mir nicht an. Nicht das Gute, was andere Menschen für und von mir wollen – und auch nicht das, was Gott mir schenkt. Manchmal bin ich hart geworden wie der Weg. Oder es fehlt mir die Zeit, mich zu entfalten. Oder es wachsen gleichzeitig Sorgen, so dass manches nicht aufgeht. 

Das Tröstliche an dem Bild vom Bauern, der sät, ist für mich: Gott, sagt Jesus, streut seine Samenkörner trotzdem aus, immer neu. Mit großer Geduld. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass seine Saat irgendwann aufgeht. Und er freut sich, wenn auch nur ein wenig wächst.

Ich glaube: Wenn etwas davon bei mir wächst, dann kann ich auch selbst großzügiger werden. Geduldig weiter das machen und für das eintreten, was mir wichtig ist, ohne gleich enttäuscht zu sein, wenn etwas nicht aufgeht. Wenn andere es nicht schätzen oder annehmen können. Und vielleicht schaue ich dann mehr auf das Feld, wo etwas gedeiht. Und freue mich daran.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21400
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