SWR2 Wort zum Tag

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Im niederländischen Utrecht hat es eine Museumsnacht gegeben unter dem Motto „Die sieben Todsünden“. Eine Nacht lang waren alle Museen der Stadt geöffnet. Es gab Ausstellungen und Aktionen rund ums Thema Sünde. 

Als Werbegag haben sich die Macher etwas ganz besonderes einfallen lassen: Im Museumsviertel wurden „Sündensäcke“ verteilt. So ähnlich wie normale Abfallsäcke, aber eben für Sünden, um begangene Sünden symbolisch zu entsorgen. 

Aber die „Sündensäcke“ sind ziemlich leer geblieben. Vielleicht sind die Utrechter ja ein besonders frommes Völkchen. Vielleicht ist es aber auch ein Anzeichen dafür, dass sich viele Menschen ihrer eigenen Schuld gar nicht mehr richtig bewusst sind. Wer betrachtet das Parken auf einem Behindertenparkplatz oder kleine Schummeleien in der Steuererklärung heute noch als Sünde? 

Christen verstehen unter Sünde, wenn das Verhältnis zu Gott irgendwie gestört wird. Und das geschieht immer dann, wenn ich seine Schöpfung verletze, wie auch immer. Schöpfung Gottes – das ist die Umwelt, also Luft und Wasser, Pflanzen und Tiere. Und es geht dabei nicht nur darum, keine Bonbonpapiere auf die Straße zu werfen. Es gibt auch subtilere Arten, die Schöpfung zu verletzen. Zum Beispiel, wenn ich unverantwortlich viel Wasser verbrauche. Oder wenn ich Fleisch aus Massentierhaltung verzehre. 

Schöpfung - das sind aber auch die Menschen: Familie, Nachbarn, Flüchtlinge, egal woher. Und genau wie bei der Umwelt, geht es auch hier nicht nur um offensichtliche Dinge wie Beleidigungen oder Streit. Es geht auch um die versteckteren Varianten. Zum Beispiel lästern, schadenfroh sein oder so auf sich selbst bezogen sein, dass niemand anders in meinem Denken mehr Platz hat. 

Und Schöpfung – das bin natürlich auch ich selbst. Wenn ich zum Beispiel zu viel arbeite oder zu wenige schlafe, mich selbst also vernachlässige, dann kann auch das eine Sünde sein. 

Die Fastenzeit- oder Bußzeit wie sie auch genannt wird, ist eine Chance, aufmerksam zu werden für die alltäglichen oder für die versteckteren Sünden. Und sich zu bessern. Das Wort „Buße“ bedeutet nämlich ursprünglich „sich bessern“. 

Zum Glück hat Gott für die Menschen auch so etwas wie „Sündensäcke“ aufgestellt. Die kleineren und auch größeren Sünden kann man nämlich loswerden, wenn man Gott ganz ernst gemeint um Vergebung bittet. Und Gott lässt so einen gut gefüllten „Sündensack“ sicher nicht ein ganzes Leben lang stehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21391
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