SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ich mags gern warm, ich mags gern bequem. Manchmal ist „warm und bequem“ ein Synonym dafür, dass das Leben gut ist: Auf der Fernsehcouch sitzen, ein gutes Fußballspiel sehen und das ohne kalte Füße. Und in Grenzen ist das ja auch oK.
Aber womöglich hat diese Vorstellung vom guten Leben überhandgenommen bei uns. Es bequem haben, gut essen, immer genügend Urlaub, sich wohlfühlen ohne Probleme und Anstrengung. Diese Idee eines gelingenden Leben haben viele von uns. Aber können wir uns das noch leisten? Hält dieses Ziel der Wirklichkeit stand. Angesichts der Krisen, die wir haben mit dem Klimawandel. Oder den Krisen im Nahen Osten mit ihren Folgen?
Mir kommt so ein Wohlfühllebensziel zunehmend vor wie der Traum vom Schlaraffenland: Kinder und regredierende Erwachsene können vielleicht so hedonistisch von Bequemlichkeit träumen. Aber Sie und ich, die sich um ihre eigene Verantwortung bemühen?
Ich glaube, gutes Leben gibt es nicht nur bequem.
Was heißt ich glaube, ich weiß es aus vielen Bereichen:
Sport ist doch auch erst richtig gut, wenn man geschwitzt hat.
Gut Klavierspielen kann ich erst, wenn ich dafür intensiv übe und probe.
Warum sollte da „gutes Leben“ im Ganzen möglich sein, ohne Übung, ohne Anstrengung?
Eine biblische Geschichte erzählt für mich sehr schön davon.
Ein Mann ist überfallen und ausgeraubt worden. Verletzt liegt er am Straßenrand und hofft auf Hilfe. Zwei Männer sehen den Verletzen liegen und wählen den bequemen Weg. Sie lassen ihn liegen. Sie haben gute Gründe, vorbeizugehen an diesem Problemfall. Vielleicht ist der Verletzte eine Falle? Simuliert seine Verletzung und im Hinterhalt warten die Komplizen, um den Helfer zu überfallen. Angst spielt mit bei der Frage, ob man helfen soll. Nach Köln ist das erst recht so.
Subjektiv haben die beiden Männer, die vorbei gehen am Verletzten ihre Gründe. Objektiv sind ihre Gründe Ausdruck von Bequemlichkeit. Und sie lösen das Problem nicht. Lösen kann es erst der Samariter, der dann vorbeikommt, mit seiner Haltung. Er geht das Risiko ein, zu helfen. Er macht sich die Hände schmutzig. Fasst den Blutenden an. Das ist für ihn selbst ein gutes Leben.
Gutes Leben mit den Flüchtlingen ist wohl auch nur möglich, wenn wir unsere Ängste aushalten und überwinden. Wenn wir selbst ihre Integration wollen und fördern. Wenn ich bereit werde, mich anzustrengen für Integration. Und wie soll der Klimawandel zu stoppen sein ohne Anstrengung?
Aber ein anstrengendes Leben kann ein wirklich gutes Leben sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21309
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