SWR2 Wort zum Tag

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Erlösung von den Bösen gibt es anscheinend nur, indem man sie vernichtet. Anders können sich das jedenfalls die Filmemacher in Hollywood anscheinend nicht vorstellen. Und der Erfolg an den Kinokassen gibt Ihnen scheinbar Recht. Wieder einmal:
„Star Wars Episode VII.“ Allein in Deutschland haben 8 Mio Menschen den Film bisher gesehen. Wir Kinobesucher haben gesehen, wie nach langem Krieg der Todesstern der bösen Mächte in einem fulminanten Inferno explodiert. Und alle ins Verderben reißt, die das Böse verkörpern. Ist Erlösung vom Bösen nur vorstellbar, indem die Bösen von den Guten vernichtet werden?
Aber schreibe ich einem Hollywoodfilm damit nicht viel zu viel Bedeutung zu? Er ist Fiktion, kalkuliert für den kommerziellen Erfolg.
Ich fürchte, so zu denken, hieße Filme zu unterschätzen. Hollywood kennt unsere Seelen und ihre Bedürfnisse: Dass das Böse verschwindet, aus unseren Herzen und aus unserer Welt, wer wünscht sich das nicht. In vielen großen Erzählungen der Menschheit geht es darum. Hollywood kennt diese Erzählungen von Erlösung. Und variiert sie.
Zb. die biblische Erzählung vom apokalyptischen Endkampf. In der Offenbarung des Johannes, auch Johannesapokalypse genannt, hat Erlösung zum Teil diese Farbe: Die „Hure Babylon“, für Johannes das Römische Weltreich, geht unter. Gott und seine Engel vernichten es.
Aber genau darin liegt der große Unterschied zwischen Filmen wie Star Wars und der Bibel. Im Film vernichten die selbst ernannten Guten die Bösen immer selbst. Auch der so genannte Islamische Staat wähnt sich in einem apokalyptischen Endkampf. Und will durch Vernichtung aller „Anderen“ das Böse ausrotten.
In der Bibel dagegen müssen die Gläubigen warten bis Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft. Bis dahin gilt für Christen: „Überwinde das Böse mit Gutem“. Also nicht dem Bösen tatenlos zusehen. Sie sollen etwas tun. Aber das Böse vernichten, das können sie nicht- hält die biblische Vision fest. Weder das Böse in sich noch das in den anderen. Das Böse lässt sich nicht ausgrenzen oder abspalten, oder gesellschaftlich loswerden, in dem man es verbannt. Es geht nur annehmen und so überwinden, indem man es verwandelt. Setze dem Bösen Gutes entgegen- das ist der Auftrag.
Als Gesellschaft haben wir gelernt: Bösen Taten und Menschen, die sie begehen, begegnen wir mit dem Recht. Einen Menschen oder Menschengruppen als „böse“ zu stigmatisieren. Das schafft kein Recht. Das Leben ist kein apokalyptischer Film. „Überwinde das Böse mit Gutem.“ In mir selbst und bei anderen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21307
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