SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

So dringend habe ich die Botschaft von Weihnachten noch nie gebraucht wie in diesem Jahr. Ich brauche gute Worte, besonders heute, an Heiligabend. Das gilt schon für meinen kleinen Alltag.

Erst recht nach den Erfahrungen dieses Jahres. Es hat mir zugesetzt, Ihnen vielleicht auch. Was es uns zugemutet hat, hat sich möglicherweise tiefer in unsere Seelen gegraben als uns im Moment bewusst ist.

Aber ich will mich nicht  zu sehr um mich selber drehen: Wie viel dringender brauchen andere Menschen gute Worte, herzliche, wohltuende Musik, tröstende Hände. Menschen, die zu uns geflohen sind. Arme Kinder, denen heute niemand etwas schenkt. Menschen in Krankenhäusern, die sich nach Linderung sehnen. Verfolgte Christen in Syrien. Menschen in der Osttürkei, die jetzt auch in einer Art Bürgerkrieg leben.

„Wie krank ist unsere Welt?“ Sie braucht heilsame Worte. Immer wieder.

Schon vor 2 1/2 tausend Jahren hat ein Prophet in Israel solche Worte aufgeschrieben. Weil seine Welt damals anscheinend auch schon krank war?
Jesaja hat der Mann geheißen. Ein jüdischer Prophet.
Das Volk, das im Finstern wandelt, hat er geschrieben, endlich sieht es ein großes Licht: Jeder Stiefel, der mit Gedröhn daher geht, wird verbrannt. Denn unserem Volk ist ein Sohn gegeben, die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt „wunderbarer Ratgeber und Friede-Fürst.“
Unter seiner Herrschaft wird des Friedens kein Ende sein.
Er stärkt und stützt ihn durch Recht und Gerechtigkeit.

Ist es vernünftig, sich auf solche Worte immer wieder einzulassen? Sie sind schon so oft gesagt worden. Haben Hoffnung in Menschenseelen gelegt. Auch in meine. Und dann kommt so ein Jahr kommen wie 2015 und untergräbt sie.
Aber vielleicht ist es auch ganz anders: Vielleicht fordert so dieses Jahr mit umso größerer Dringlichkeit, dass ich auf diese Hoffnung höre und setze.
Ich und Sie: Auf Frieden ohne die Schatten des Krieges.
Auf Konfliktlösungen mit Waffen des Rechts. Mit einer langfristigen Strategie für ein gerechtes Leben. Auf politische Führer, die allein dafür Politik machen.
Damit man sie mit Recht „Friedefürsten“ nennen kann.

Ich glaube, ja, es ist vernünftig, diese Hoffnung nie aufzugeben, gerade wenn dieses Jahr Schatten auf sie gelegt hat. Jetzt erst recht.
Für mich ist „Paris“ wie ein Symbol für 2015.
2 mal vom Terror erschüttert. Aber Paris steht auch für den Klimagipfel, der endlich Vertragsworte gefunden hat, die Hoffnung versprechen. Die wir einlösen können. Es ist vernünftig auf Frieden zu hoffen. Und sich gute Worte in die Seele legen zu lassen. Denn: „Wo die Gefahr wächst, wächst das Rettende auch.“(Hölderlin)

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