SWR2 Wort zum Tag

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Security – so steht es auf den Uniformen von privatem Sicherheitspersonal – bei Veranstaltungen beispielsweise oder immer mehr auch in Läden, die noch spät geöffnet haben. Übersetzt heißt das „Sicherheit“ – es sind also Menschen, die Sicherheit genannt werden.

Ich finde, das zeigt die ganze Dimension dieser Illusion, die sich dahinter verbirgt, dass wir immer mehr Sicherheit wollen und fordern. Sicherheit ist ein Schlüsselbegriff geworden in Zeiten des Terrorismus und der Gewalt. Dabei gerät leicht aus dem Blick, dass alles Leben immer auch unsicher sein wird, wir nie genau wissen können, was der nächste Tag, sogar der nächste Augenblick bringen wird. Und wenn wir noch so viele Mauern bauen, Überprüfungen und Leibesvisitationen durchführen, Überwachungskameras aufstellen und Daten auf Vorrat speichern – die ultimative Sicherheit wird es nie geben.

Damit man mich nicht falsch versteht: Auch ich möchte von der Polizei so gut und so professionell wie irgend möglich geschützt werden – und ich bin froh, wenn ich nicht in ständiger Angst vor Verfolgung, Willkür und Gewalt leben muss. Aber wenn ich sehe, welchen tagtäglichen Gefahren Menschen in anderen Teilen der Welt ausgesetzt sind, finde ich es schon auch komfortabel, wie wenig unsicher unser Alltag hierzulande ist. Ich möchte, dass das so bleibt, aber ich möchte nicht, dass dabei eine Überwachungsgesellschaft entsteht, die geprägt ist von Angst und dem ständigen Streben nach Sicherheit.

Wie alle diese Begriffe, die unser Menschsein ausmachen, hat auch das Wort „Sicherheit“ eine religiöse Dimension: Wir Christen glauben, dass Gott in der Menschwerdung seines Sohnes seine Sicherheit aufgegeben hat. Er hat sich nicht in einen Hochsicherheitstrakt begeben, sondern in die unsichere Welt des Nahen Ostens in der Zeit der römischen Besatzung. Gott hat die Sicherheit seiner göttlichen Existenz verlassen, damit wir uns sicher sein können, dass er sich um uns kümmert und für uns da ist.

Wer das verstanden und gespürt hat, kann mit größerem Vertrauen durch’s Leben gehen. Vertrauen ist nämlich etwas, was mit der Sicherheit eng verwandt und doch viel tiefer und gehaltvoller ist. Vertrauen beinhaltet eine Dimension die im Unterschied zur Sicherheit darauf hinweist, dass wir es nicht einfach herstellen können, dass wir uns verlassen müssen und können auf jemand, der sich kümmert und uns Gutes will.

Wo Vertrauen ist, kann Leben gelingen – mit Sicherheit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21249
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