Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vor 70 Jahren kamen die ersten Care-Pakete nach Deutschland. Amerikanische Bürgerinnen und Bürger hatten die Pakete finanziert und die Care-Organisation hatte sie gepackt und verschickt. Sie gelangten zu den Menschen in Europa, die nach dem 2. Weltkrieg in den zerstörten Städte lebten - oftmals ohne Obdach, Nahrung und Kleidung. 100 Millionen dieser Lebensmittelpakete wurden bis 1960 verteilt. Noch heute erinnern sich Menschen an diese Hilfe, die im ersten Nachkriegsjahr oft lebensrettend war. Und noch immer hilft Care International weltweit gegen Hunger und Elend.

Die ersten Pakete, die nach Deutschland kamern, enthielten zehn Tagesrationen eines amerikanischen Soldaten: Fleisch und Gemüse, Butter und Käse, Obst und Kekse und anderes. Und sie enthielten auch eine Packung Zigaretten und Kaugummi.

Zigaretten und Kaugummi – das finde ich bemerkenswert. Auf den ersten Blick scheint das nicht gerade überlebensnotwendig zu sein. Das sieht eher nach Genussmittel und Süßigkeiten aus. Hätte man nicht besser etwas mehr Fett oder Fleisch eingepackt?

Doch ich finde diese Zutaten sympathisch. Abgesehen davon, dass Zigaretten in der Nachkriegszeit eine größere Bedeutung hatten als heute, sagt die Zusammensetzung des Pakets etwas über die Gesinnung der damaligen Spender und der Organisation. Natürlich wollten sie zuerst das Überleben der Menschen sichern. Und das war schon viel nach einem Krieg, in dem auch weit über 200.000 amerikanische Soldaten getötet wurden. Da war es keine Selbstverständlichkeit, sofort nach dem Krieg eine so beeindruckende Hilfsaktion zu starten. Aber die Spender wollten nicht nur das nackte Überleben sichern. Sie gönnten den ehemaligen Feinden auch eine kleine Freude, in Form von Zigaretten und Kaugummi. Wie viel ärmer wären die Pakete gewesen ohne diese Zutaten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21245
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