Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wir beschäftigen uns als Kirche zu viel mit Dingen, die die Menschen nicht mehr interessieren.“ So antwortete Generalvikar Giebelmann, der Stellvertreter des Mainzer Bischofs auf die Reporterfrage: Welche Verantwortung trägt die Kirche für die schwindende Bindungskraft des Glaubens? Wir beschäftigen uns zu viel mit Dingen, die die Menschen nicht interessieren. Eine ehrliche Antwort, die die Verantwortung nicht auf andere schiebt. Zugleich eine Antwort, die die nächste Frage provoziert: Was sind denn die Themen, die die Menschen interessieren? Der Generalvikar vermutet sie im existentiellen Bereich, bei Fragen rund um Leben und Tod und bei der Frage nach dem Sinn des Lebens. Vielleicht  interessieren sich die Menschen auch mehr für konkrete Fragen – wird mein Arbeitsvertrag verlängert, wird mein Vater gesund werden, wird die Ehe meines Freundes halten – und so weiter. Schon vor 50 Jahren empfahl das Konzil,  sich die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, zu eigen zu machen. Mit glasklarem Sachverstand und hellwachem Mitgefühl solle die Kirche hinhören, fordert deshalb ein Priester aus Speyer. Glasklarer Sachverstand heißt: Die Kirche muss sich auskennen in den Lebensverhältnissen der Menschen. Sie muss sich mit Wissen und Kenntnis einlassen auf das Konkrete, besonders auf die konkrete Lage von Menschen in Schwierigkeiten. Und hellwaches Mitgefühl geht über vordergründiges Bedauern weit hinaus. Solches Mitgefühl macht sich die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen selbst zu eigen, wie es das Konzil fordert. Wenn Kirche wissen will, was die Menschen  interessiert, müssen sich ihre Vertreter selbst in die Lebensverhältnisse der Menschen begeben. Wenn sie dann noch mit glasklarem Sachverstand und hellwachem Mitgefühl hinhören, werden sie erfahren, was die Menschen wirklich interessiert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21244
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