SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Heute ist der erste Tag nach den Weihnachtsferien. Das Christfest liegt über zwei Wochen hinter uns. Weihnachten ist endgültig vorbei.Und alles ist beim Alten. So sieht es zumindest aus. Die Schule hat angefangen. In den Firmen läuft der normale Betrieb. Die Verwaltungen sind voll besetzt. Was soll sich auch verändern – durch Weihnachten. Es ist wie in Dinner for One: „The same procedure as every year.“

Am „Tag danach“ ist alles vorbei. Es kann passieren, dass bei dem einen oder anderen ein schales Gefühl zurück bleibt. Weihnachten ist vorüber, und alles scheint wie vorher zu sein. Aber: Stimmt das wirklich? Hat sich nichts verändert? Das würde bedeuten: Es ist egal, was wir tun. Was wir uns vornehmen, ist sowieso für die Katz. Ob wir uns einladen und beschenken, ob wir zusammen feiern und die alten Lieder von Christi Geburt singen. Oder ob wir das nicht tun … Das bedeutet alles nichts und es verändert auch nichts. Das kann und will ich nicht glauben.

Ich habe das Bedürfnis, etwas hinüber zu retten von diesem Fest in den Rest des Jahres, in meinen Alltag. Und damit meine ich nicht bloß die Geschenke. Und, ich bin davon überzeugt, dass ich Einfluss habe auf die Welt, in der lebe. Es ist nicht egal, was ich denke und wie ich mich verhalte. Wenn es mir gelingt zu lieben, dann macht das die Welt besser. Mit einer kleinen Aufmerksamkeit zu Weihnachten zeige ich, dass ich an jemanden denke. Wenn ich gut zu anderen bin, dann stärkt das den Zusammenhalt unter uns. Und wenn ich mit anderen gemeinsam etwas Schönes unternehme - Lieder singe bei der Bescherung an Heiligabend, ein Fest in der Familie feiere - dann verstärkt das unser Vertrauen ineinander. Und das hat Einfluss auf den Alltag das Jahr über. Es tut mir weh zu sehen, dass man davon manchmal nicht viel sieht. Aber ich möchte mir erst recht nicht vorstellen, wie es wäre, wenn das alles nicht stattfinden würde.

Und dann kommt noch etwas dazu. Weihnachten besteht nicht in erster Linie darin, dass wir etwas tun. Für den, der an Gott glaubt, hat ER da etwas getan. Etwas Unglaubliches. ER hat sich als Gott zu einem Menschen gemacht. Der ganz große Gott hat sich ganz klein gemacht. Weil wir auch klein sind. Und weil wir ihn dann besser verstehen, und den kleinen anderen neben uns auch. Wer daran glaubt, für den ist die Welt nach Weihnachten nicht mehr dieselbe. Auch heute nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21217
weiterlesen...