SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Was ist Präsentismus? Bis vor kurzem war mir dieses Wort auch noch unbekannt. Präsentismus bedeutet, dass Menschen krank zur Arbeit gehen. Das heißt im Job „präsent“ sind obwohl sie sich nicht wohl fühlen, Fieber haben oder Schmerzen. Nach einer Studie macht das jeder Dritte mindestens einmal im Jahr – krank zur Arbeit gehen. Am häufigsten die sogenannte „Rush Hour Generation“, das ist die Generation der 30-40jährigen, die durch Beruf und Familie am meisten belastet ist. Dabei ist es gefährlich für die Gesundheit, Dinge nicht richtig auszukurieren. Aber warum machen es dann so viele? Da mag die Sorge um den Arbeitsplatz eine Rolle spielen. Oder dass sich die Arbeit während der Abwesenheit so anhäuft, dass das noch schlimmer wäre als krank zu arbeiten. Oft ist auch die Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen der Grund krank zur Arbeit zu gehen. Weil für sie die Arbeit noch mehr wird, wenn jemand ausfällt. Und manchmal ist es auch der Glaube man sei unersetzlich und ohne einen würde der Laden nicht laufen. Alles verständliche Gründe, aber: mein Arbeitsplatz wird auch nicht sicherer, wenn ich mich nicht richtig auskuriere und dadurch noch länger krank bin. Und den Kolleginnen und Kollegen bringt es nichts, wenn ich mich krank durch die Arbeit schleppe und sie vielleicht auch noch mit meiner Erkältung anstecke. Und schließlich, niemand ist unersetzlich. Vielleicht tun ein paar Tage Auszeit ja nicht nur meinem Körper gut, sondern auch meiner Seele. Deshalb: mehr Mut zum Kranksein! Und sich auch richtig auskurieren und ausruhen wenn es nötig ist. Denn wie sagt der Volksmund: „Freude, Mäßigkeit und Ruh‘ schließt dem Arzt die Türe zu“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21189
weiterlesen...