SWR3 Gedanken

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An Heiligabend ist bei uns die Kirche immer voll. Erst wird gebetet und gesungen. Krippenspiel und O du fröhliche, wie in so vielen Kirchen heute Abend.
Aber schon im Gottesdienst kann man mitkriegen, dass hier Leute unterwegs sind. Die anderswo vielleicht nicht so in Weihnachtsgottesdiensten zu finden sind neben den Familien mit den kleinen Kindern und den gut gekleideten Festtagsgästen.
Bei uns sind es die Obdachlosen und die Bedürftigen der Stadt die hierher kommen.
Es sind Arbeitslose, Hoffnungslose, Frauen und Männer, die seit Jahren keine geheizte Wohnung und keinen gefüllten Kühlschrank haben.
In der Heiligen Nacht sind sie bei uns zu Gast.
Die Tische werden gedeckt und es gibt Plätzchen und Kaffee und Braten und Klöße. Jedes Jahr kommen mehr Gäste.
Und es sind auch viele da die helfen.
Manche, die helfen, wären sonst einfach allein zuhause. Andere haben genug von der Enge der Familie. Dieses Jahr hilft Mustafa mit. Er kommt aus dem Irak. Ingenieur ist er, Muslim, jung, witzig und nett. Seit einigen Monaten ist er hier. Sein Asylverfahren kommt nicht richtig in Gang, darüber kann er lange traurige Geschichten erzählen:
Von verzweifeltem Warten und umsonst-Hoffen.
Beschämende Geschichten. In Mannheim hat er Freunde gefunden.
Aber Heilig Abend, da sind wir Deutschen speziell:
Weihnachten ist, wenn alle zuhause sind und die, die kein zuhause haben, sind richtig außen vor. Egal ob von hier oder von fern.
Da geht es fast allen wie Josef und Maria in der Weihnachtsgeschichte. Sie sind auf Herbergssuche.
Mustafa findet, dass es bei uns schön ist.
Er kommt häufig zum Kaffee trinken, wenn Flüchtlinge und andere zusammen sind. Und jetzt eben hilft er an Weihnachten mit:
Schenkt Kaffee aus, bedient die Leute, gibt Essen aus, spült. Ich bin gespannt wie das wird. Und was er sagt- über seine erste deutsche Weihnacht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21147
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