SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ich habe gemerkt, dass ich vor die Hunde gehe, wenn ich in dieser Ehe bleibe“, hat mir ein Mann erzählt. „Aber wegen der Kinder habe ich es lange ausgehalten und vieles versucht. Alles umsonst! Schweren Herzens habe ich mich zur Scheidung entschlossen. Was Gott wohl dazu sagt? Ob er mich verurteilt? Jesus hat doch gesagt, man soll sich nicht scheiden lassen.“ 
„Darf man das - seine Frau fortschicken?“ Männer, die sich streng an die Bibel hielten, haben diese Frage tatsächlich einmal an Jesus gestellt. „Was steht in der Bibel?“, hat Jesus geantwortet. „Im 5. Buch Mose steht, dass es dem Mann erlaubt ist, sich mit einem Scheidebrief von seiner Frau zu trennen“, haben die Schriftgelehrten erwidert.  
Das mit dem Scheidebrief ging damals ganz einfach. Männer entließen ihre Frauen oft wegen Nichtigkeiten aus der Ehe, zum Beispiel, wenn sie ihre Haushaltpflichten vernachlässigte oder ihrem Mann nicht mehr jung und schön genug war. Für die Frauen war das schlimm, denn sie waren auf die Versorgung durch den Mann angewiesen.
„Aber Gott will, dass Mann und Frau in der Ehe mit Leib und Seele füreinander da sind, so dass sie untrennbar eins werden“, hat Jesus den Schriftgelehrten erklärt, „der Scheidebrief ist euch nur wegen eurer menschlichen Schwachheit erlaubt.“
Das, was Jesus da gesagt hat, empfinden heutzutage viele Menschen als weltfremd. Sie sagen: „Manchmal ist die Trennung die bessere Lösung als ein Schrecken ohne Ende.“
„Wird Gott mich verurteilen?“, hatte der geschiedene Familienvater gefragt. „Wird er mich verurteilen, weil ich gescheitert bin?“
„Ich bin sicher, dass Gottes Liebe auch den Gescheiterten gilt“, habe ich geantwortet. „Das zeigen mir die Geschichten von Jesus in der Bibel. Er hat sich den Gescheiterten freundlich zugewandt und damit deutlich gemacht: Kein Mensch ist von Gottes Liebe ausgeschlossen.“
Ich glaube: Wer sich mit seinem Scheitern an Gott wendet, kann auf seine Liebe hoffen. Gott ermutigt die Menschen, aus Versäumnissen zu lernen und neu anzufangen. Trotz schlimmer Erfahrungen soll niemand allein bleiben. Auch Geschiedene dürfen offen sein für eine neue Partnerschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21134
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