SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Was kann man Besseres am Beginn eines neuen Jahres erbitten als den Segen Gottes für alles, was da kommen mag. Die Krippe von Weihnachten steht noch und in ihrer Mitte ist der zu finden, dem heute im Evangelium der Neujahrsmesse ein Name gegeben wird: Jeshua, Jesus - das heißt übersetzt: Gott hilft. In seinem Namen und mit der Hoffnung, dass sich erfüllen möge, was dieser Name sagt, beginnen wir das neue Jahr. 

Das neue Jahr wird seine guten Seiten haben und seine schweren. Wir werden wieder beides erleben und leben. Wir werden jubeln, tanzen, wir werden schweigen und uns bisweilen wieder auf dem Boden wiederfinden. An dieser Jahresschwelle legen wir die Schminke ab, brauchen keine Bühne, keine Ausweichmanöver, verzichten wir darauf, mehr zu sein als wir wirklich sind.

Gott kennt uns eh und hält uns besser aus als wir uns selbst. 

„Gott hilft“ heißt Jesus. Und er ist es „…durch dessen Wunden wir geheilt“ sind, wie uns die Schrift verkündet. Daran denke ich und an all’ das was mir schwer, was ich liebend gern vermieden hätte aber was mich auch geprägt hat. Und was mich vielleicht ein bisschen differenzierter, verständnisvoller, toleranter gemacht hat.  

Wer sich die Mühe gemacht hat, der Geschichte eines Flüchtlings zuzuhören, nicht via Fernsehen sondern direkt, en face, Auge in Auge ist doppelt vorsichtig bei allen schnellen Sprüchen über die „Flüchtlingslawine“ und Asylmissbrauch in deutschen Landen und bleibt hellwach gegenüber den rechtspopulistischen Rattenfängern.

Wer selbst Opfer von Gewalt wurde, direkt und ohne Vorwarnung, der redet anders über Menschen, die über Jahre Hilfe in Anspruch nehmen müssen, von Therapie zu Therapie gehen, ihr Gleichgewicht suchen.

Wer Scheidung in der eigenen Familie oder im Freundeskreis erlebt hat, wer begriffen hat, dass sich nichts wiederholt, es für nichts Schablonen gibt und jeder Fall seine eigene Dramatik mit Fehlern, Verletzungen aufweist, der spricht anders über Scheitern.

Barmherzigkeit ist eine Hauptvokabel im Evangelium und Thema des gerade von Papst Franziskus eröffneten außerordentlichen Heiligen Jahres. Barmherzigkeit setzt moralische Maßstäbe, Eckpfeiler, Prinzipien nicht außer Kraft, ist kein Freibrief für Beliebigkeit. Aber zeigt deutlich, dass nicht alle über einen Kamm zu scheren sind. Menschen, die von außen besehen die Norm erfüllen sind für mich noch nicht per se Garanten für moralische Glaubwürdigkeit. Das können sie sein. Müssen sie aber nicht. Nichts ist nur schwarz, nichts ist nur weiß. Gauner gibt es auf allen Ebenen.  

Wir haben weiß Gott kein leichtes Jahr hinter uns und sicher auch kein leichtes Jahr vor uns. Optimismus ist bei vielen nicht gerade auf der Tagesordnung.

Beten hilft, ganz sicher, es ist notwendiger denn je. Aber das allein ist nicht genug. Der Glaube muss von Herz und Kopf auch in die Hände. Damit wir leben, was wir glauben. Dazu brauchen wir Rückhalt, Orientierung und Gottes Segen:   

Und so führe uns Gott der Allmächtige sicher in das neue Jahr. Er lasse uns nie vergessen, wer der Herr der Welt und des Universums ist  und schütze uns vor selbsternannten Götzen und Göttern. Er gebe uns Rückenwind, wenn wir uns selbst überfordern und außer Puste kommen. Er schenke uns Geduld mit uns selbst und die Größe auch die kleinen Schritte zu achten.

Gott der Barmherzige kräftige alle, die mit Krankheiten kämpfen und richte alle auf, die leiden an Leib oder Seele oder an sich selbst. Er befreie uns von allem, was uns vom Leben zurückhält. Er gebe uns ein empfindliches Gewissen, dass wir hellwach bleiben für das, was neben uns geschieht.
Gott der Ewig-Treue schütze alle, die zu uns gehören, und sei mit allen, die uns zugemutet werden, wie wir auch ihnen. Er gebe uns öfter Humor und Leichtigkeit und sei mit allen, die sich in diesem Jahr verlieben werden. Er verlasse uns nicht, in alldem, was schön und was schwer sein wird. Er behüte uns auf unseren Wegen und Umwegen.
 

Ihnen, Ihren Familien und allen die zu Ihnen gehören ein friedvolles, gutes und gesegnetes Neues Jahr 2016

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21128
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