Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Weihnachten ist das Fest der Familie, im doppelten Sinn: Damals vor 2000 Jahren ist ja eine Familie gegründet worden: Jesus wurde geboren, und Maria und Josef haben ihn in ihre Arme genommen. Die „heilige Familie“ werden die drei oft genannt. Und heute, da werden viele Menschen mit ihrer Familie Weihnachten feiern. Kaum ein Tag im Jahr bringt Eltern, Geschwister, Großeltern, Nichten und Neffen so zusammen wie der 25. Dezember. Allerdings geht’s beim Familienweihnachten nicht immer nur heilig zu. Da gibt’s die alten Konflikte, die schwelen, oder neue Streitereien, die ausbrechen. Familie ist eben meistens beides: etwas, das uns heilig ist - aber genauso auch etwas, das ziemlich anstrengend sein kann. 

Ich finde es da fast beruhigend, dass auch die heilige Familie damals gar nicht nur heilig war. Josef, Maria und Jesus: Das war ja von Anfang an nicht nur Idylle. Erst mal will Josef Maria verlassen, weil er nicht der Vater des Kindes ist – er muss im Traum von einem Engel dazu überredet werden, bei ihr zu bleiben. Dann kommt ihr Kind in einem Stall zur Welt, unterwegs und zwischen Ochs und Esel. Und später hört man von dem zwölfjährigen Jesus: Er reißt aus und lässt die Eltern tagelang im Unklaren, wo er gerade ist. Als Erwachsener lässt Jesus seine Familie dann sogar einmal einfach vor dem Haus stehen und sagt: „Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ Klingt gar nicht so nach heiliger Familie. 

Für mich heißt das: Ich darf und soll meine Familie natürlich wertschätzen und genießen. Und ich freu mich wirklich sehr, sie an Weihnachten zu sehen! Aber ich muss auch nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“ von ihr erwarten. Es darf auch mal unheilig zugehen, wenn wir zusammen sind. Und Familie, das sind für mich auch nicht nur die Geschwister und Eltern, sondern, wie schon bei Jesus: Es gehören im weiteren Sinne auch die guten Freunde dazu, die Weggefährten, Menschen, die ähnlich denken und handeln wie ich. Weihnachten: Das ist für mich wirklich das Fest der Familie. Das Fest der Neffen, Nichten und Geschwister, und das Fest der Menschen, die mir wichtig und heilig sind.

 

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