SWR3 Gedanken

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Sommer und Herbst. Die Vorratskammern füllen sich. Mit allem, was der Garten zu bieten hat. Aus Früchten wird Gelee, Marmelade oder Konfitüre. Süßes und Saures wird eingelegt. Kartoffeln werden eingelagert. Alles für den langen und kalten Winter. Damit wir in den Zeiten, in denen die Natur mit Gaben geizt, etwas für unseren Magen haben. Damit unser Körper versorgt ist.

Was aber ist mit unserer Seele? Eigentlich braucht ja nicht nur unser Körper Vorräte für die dunklen Zeiten. Gerade unsere Seele hätte es manchmal bitter nötig, wenn sie aus Vorräten schöpfen könnte, die in besseren Zeiten angelegt worden sind. Aber wie soll das gehen? Schließlich gibt es keine Einmachgläser für Glück.

Gibt es auch nicht. Jedenfalls nicht im Handel zu kaufen. Glückliche Momente und Gefühle tragen wir uns. In unseren Herzen und Seelen. Als Erfahrungen, die wir im Leben gemacht haben. Als Erinnerungen, die wir wachrufen können. Aber für Seelenvorräte gilt dasselbe wie für die Kartoffeln im Keller. Nur wenn ich mich daran erinnere, dass sie da sind, werde ich auch zu schätzen wissen, dass ich sie habe. Was also tun?

Ich finde folgende Idee ganz gelungen: Nehmen Sie doch einfach einmal ein Einmachglas und schreiben Sie zum Beispiel das Wort „Glück“ drauf. Dann notieren Sie auf Zetteln die glücklichen Momente ihres Lebens. Und tun Sie in das Einmachglas. Vielleicht zusammen mit kleinen Dingen, die beim Erinnern helfen. Und dann stellen Sie das Glücks-Glas ins Regal. Gut sichtbar. Damit es in den Blick fällt, wenn man es braucht.

Nicht umsonst sagt man: Jetzt geht’s ans Eingemachte, wenn man von den wirklich wichtigen Dingen in unserem Leben spricht. Von dem, was unsere Seele wirklich berührt. Weil es mit Seelen schon so ähnlich ist wie mit Äckern: Die Saat unseres Lebens bringt Früchte. Die wir genießen und dann sozusagen in uns einlagern. Als Erinnerungen. Damit wir von den Früchten zehren können, wenn wir sie brauchen.

Deshalb finde ich die Idee mit dem „Glücks-Glas“ so hilfreich. Dieses Glas macht mich nicht glücklich. Aber es erinnert mich daran, dass auch ich Momente von Glück kenne. Und wenn ich die in Gedanken Revue passieren lasse, ertappe ich mich dabei, wie über mein lebenshungriges Gesicht ein sattes kleines Lächeln huscht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2109
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