Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Frieden auf Erden. Den verkünden die Engel in der Weihnachtsgeschichte. Alle Jahre wieder. In diesem Jahr aber hab ich große Zweifel: Wie soll Frieden werden, wenn jetzt an allen Fronten aufgerüstet wird.
Wie kann man Terror beenden? Ich weiß nicht, welches Mittel das geeignete ist. Aber ich weiß, mit welcher Haltung man Frieden machen kann. Jesus hat diese Haltung ganz klar benannt: Er hat gesagt: liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen.
Um das zu können, muss ich erst mal wissen, was für Menschen das eigentlich sind, meine Feinde. Der Journalist Nicolas Henin war 7 Monate Gefangener des IS in Syrien. Er sagt: Islamistische Kämpfer leben in ihrer eigenen Welt. Sie können nicht mehr unterscheiden zwischen Schuldigen und Unschuldigen, zwischen Institutionen und Privatpersonen. Deshalb richtet sich ihr Hass gegen alle und alles. Es ist für die IS- Kämpfer unerträglich, dass ihre eigenen muslimischen Glaubensbrüder geflohen sind. Noch unerträglicher ist für sie, dass Menschen im christlichen Europa sie freundlich aufgenommen haben. Deshalb haben sie das Attentat von Paris begangen. Wir hier sollen sie hassen. Sollen auch anfangen zu töten. Dann fühlen sie sich im Recht mit ihrem Hass. Wenn wir aber den Menschen in Syrien zeigen, dass wir für sie beten, wenn wir ihnen helfen, ihr Land wieder aufzubauen und ihnen Hoffnung geben, dann wird der Hass in sich zusammenfallen.
Liebet eure Feinde. Segnet, die euch fluchen. Bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen. Für mich sind diese Worte Jesu wie ein Schutzwall. Ein Schutz dagegen, sich nicht in Hassgefühle verstricken zu lassen. Es gibt immer eine Alternative zu Krieg. Erst mal durchatmen, eine Nacht drüber schlafen. Nachdenken. Vielleicht sich mit anderen zusammentun. Miteinander für den Frieden beten. Die Kirchentüren stehen dafür offen. Nicht nur jetzt vor Weihnachten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21075
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