Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Dieser Spruch von Hermann Hesse trifft auch auf das Christentum zu. Und dieser Anfang hat in Trier einen Namen: Eucharius. Er war der erste Bischof der Stadt. Heute steht sein Name im Heiligenkalender der Kirche.

Zugegeben: Viel weiß man nicht von diesem Eucharius. Als sicher gilt aber, dass er in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts lebte. Damals war Trier eine aufstrebende römische Stadt, die größte nördlich der Alpen. Alles gab es hier: Gladiatorenkämpfe in der Arena, Pferderennen im Circus, Shopping auf dem Forum, Baden in den Thermen. Trier – das Rom an der Mosel.

Und auch in Sachen Religion hatte die Stadt viel zu bieten. Es gab Tempel für römische und keltische Gottheiten, aber auch exotische Kulte aus Ägypten oder Persien. Und dann war da noch diese neue religiöse Gemeinschaft: die „Christen“. Die ersten waren wohl aus Griechenland, Kleinasien und dem Nahen Osten nach Trier gekommen. Zum Gottesdienst trafen sie sich in Privathäusern, Kirchen gab es noch keine. Ihre Gemeinde aber war hoch motiviert und gut aufgestellt. Bischof Eucharius leitete sie.

Damals also war das Christentum ein Angebot unter vielen auf dem Markt der Religionen. Und jeder weiß: Es setzte sich durch. Der Glaube an Jesus, den Gekreuzigten und Auferweckten, die tatkräftige Hilfe für Arme, Kranke und Schwache, das geschwisterliche Miteinander von Sklaven und Freien– das alles überzeugte die Menschen.

Natürlich ist heute vieles anders als zu Zeiten des Eucharius. Aber die multi-kulturelle Gesellschaft ist eine Realität – so wie damals. Und das Christentum ist wieder nur eine unter vielen Religionen. Aber ich bin sicher: Behaupten wird sich der christliche Glaube, wenn er den „Zauber des Anfangs“ wieder aufnimmt; wenn die Christen sich erneut anstecken lassen von der Frohen Botschaft. Das Evangelium von der Menschenfreundlichkeit Gottes hat ja nichts von seiner Attraktivität verloren. Man muss es nur unter den Bedingungen der Gegenwart neu buchstabieren und glaubwürdig leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21033
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