Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Fürst (Tetrarch) von Galiläa ...“ (Lk 3,1)

So beginnt der Evangeliumstext, der heute im Gottesdienst verlesen wird. Danach ist von Johannes die Rede, der am Jordan predigt und tauft. Geschrieben hat das ganze der Evangelist Lukas.

Ihm war es wichtig, die Ereignisse zeitlich möglichst genau zu fassen. „Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius“. Man weiß, dass der große Augustus im Jahr 14 n. Chr. starb und sein Adoptivsohn Tiberius die Nachfolge antrat. Also müsste nach der Rechnung des Lukas Johannes der Täufer Ende der 20er Jahre gewirkt haben. Und da sich Jesus von ihm taufen ließ, beginnt auch die Geschichte Jesu in dieser Zeit.

Aber warum legte Lukas soviel Wert auf diese Angaben? Im Vorwort zu seinem Evangelium findet man die Antwort. Da berichtet Lukas, dass er „sich entschlossen habe, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, was sich ereignet hat und es der Reihe nach aufzuschreiben.“ (Lk 1,1-4)

So arbeitet eigentlich ein Historiker. Und gewissermaßen hat Lukas mit seinem Evangelium ja auch eine Lebensgeschichte Jesu geschrieben. Das tat er allerdings nicht als bloßer Beobachter. Lukas verkündete Jesus als den Messias Israels, den Sohn Gottes, den Erlöser der Welt.

Und dennoch war es für ihn wichtig, Jesus als eine historische Person zu zeigen, die zu einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Region gelebt hat. Und das unter ganz konkreten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen. Jesus – so die Botschaft des Lukas – ist kein mythischer Halbgott und keine Sagengestalt, wie es viele in der Antike gab. Jesus von Nazareth war ein Mensch aus Fleisch und Blut, der „im fünfzehnten Jahr des Regierung des Kaisers Tiberius“ zu Johannes an den Jordan kam und der starb, als „Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war“.

Christen glauben nicht an eine Phantasiegestalt, sondern an einen Gott, der wahrhaft Mensch geworden ist. Einer von uns.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21030
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