Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Adventskalender sind eine feine Sache. Kinder bekommen einen geschenkt, damit sie die Zeit bis Weihnachten als eine besondere  Zeit erleben.
Seit dem 19. Jahrhundert schon ist das ein christlicher Brauch. Es ist wie ein Geländer, an dem entlang gegangen werden kann mit Blick auf das große wunderbare Weihnachtsfest. Jeden Tag ein Türchen öffnen und dahinter ein Bild, einen Spruch, etwas Süßes oder andere Überraschungen finden.
Die Adventszeit als Zeit voller schöner Überraschungen, als Zeit der offenen Türchen und süßen Geschenke. Besser kann man sich nicht vorbereiten auf die Heilige Nacht und die Geburt des Christuskindes.
Schade eigentlich, dass dieses besondere Ritual nur für Kinder vorgesehen ist. Ich finde, das tut auch großen Kindern gut. Deshalb freue ich mich so über meinen Adventskalender, den mir dieses Jahr ein lieber Mensch geschenkt hat. Endlich.
Und gleich am zweiten Tag ist mir etwas aufgefallen, was wahrscheinlich jedes Kind weiß, was ich aber erst einmal verstehen musste:
Auf meinem Kalender sind die Zahlen für die Tage im Advent nicht etwa schön der Reihe nach geordnet, man muss sie jeden Tag erst einmal suchen. Das kann doch kein Zufall sein denke ich. Da muss sich jemand was dabei gedacht haben. Etwa, dass die Adventszeit eine Entdeckungsreise sein soll. Sie ergibt sich nicht einfach so.
Die Tage plätschern nicht einfach vor sich hin. Jeder Tag will aufgesucht und gefunden werden. So tasten wir uns vorwärts. Und wenn wir es gefunden haben, wollen wir sehen, was dahinter steckt.
Das heißt also: Es kann nur langsam gehen. Nichts ist selbstverständlich. Vieles ist rätselhaft.
Die Türchen suchen, sie öffnen und sich überraschen lassen. Sich Zeit nehmen, endlich einmal nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern tastend voranzugehen, nicht schon alles wissen. Adventskalender machen langsam. Schenken Sie doch jemandem einen.

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