Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Licht ist Leben. Wunderbar, wenn es morgens endlich hell wird. Dann atmen wir auf. Besonders jetzt, wo es nachmittags schon dunkel wird. In dem Dorf meiner Kindheit gab es früher nur ganz wenige Lampen. Gefühlt waren es auf meinem Weg von zuhause zur Oma Drei. Drei Straßenlampen – und dazwischen unheimlich viel dunkel.
„Sackedunkel“  – hieß das bei uns  am Donnersberg.
Und wenn ich dann spät Abends nochmal zur Oma geschickt wurde, um etwas vorbei zu bringen, dann war das immer eine Mutprobe für mich. Zum Glück hat mich keiner gesehen, hoffe ich jedenfalls nachträglich, denn ich bin immer schier um mein Leben gerannt - bis zum Licht, dort habe ich dann Luft geschnappt, meine vorläufige Rettung als Sieg verbucht, um mich todesmutig in die nächste schwarze Bedrohung zu stürzen.
Am liebsten hätte ich dann immer bei der Oma übernachtet, um am nächsten Morgen im Hellen, unbeschadet nachhause zu gehen. Aber es half alles nichts.
Wenn die Tasche oder der Korb abgegeben war, musste der Rückweg angetreten werden. Und den habe ich dann in weltrekordverdächtigem Sprint bewältigt.
Zuhause haben sie sich immer gewundert, wie schnell doch der Bub seine Aufgaben erledigt, aber dass er so ganz blass und außer Atem gewesen ist, das hat niemand in seiner ganzen Dramatik erfasst.
Dunkel macht Angst. Licht lässt die Angst dahinschmelzen, wie Butter in der Sonne.
Licht ist Leben.
Gerade in diesen dunkelsten Tagen des Jahres spüre ich das besonders.
Nicht ohne Grund wird die Weihnachtsbeleuchtung immer früher entfacht.
Niemand mag gerne im Dunkeln tappen und kein Licht am Ende des Tunnels sehen.
Oder sehnen Sie sich nicht auch gerade in den dunklen Tagen dieser Welt danach, dass sich etwas aufhellt und Auswege einleuchten heraus aus dem Dilemma von Angst und Schrecken?
Mich beeindruckt immer wieder diese Redensart, wenn ein Kind geboren wird. Da heißt es nämlich noch immer, es habe das Licht der Welt erblickt.
Dabei ist es doch in der Welt oft so dunkel, dass man nur noch Schwarz sehen könnte.
Aber niemand käme auf die Idee in eine Geburtsanzeige zu schreiben:
Unser Ludwig hat die Dunkelheit der Welt erblickt. Das macht er schon noch früh genug. Und dann springt er von Laterne zu Laterne, von Lichtblick zu Lichtblick.
Und da ahnt man doch gleich, warum es Sinn macht, dass wir einen Adventskranz haben.

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