Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist die Kirche ihrer Zeit voraus. Endlich einmal. Das passiert ihr nicht so oft. Meist hinkt sie eher ein bisschen hinterher. Aber heute nicht.
Lange vor dem Beginn des neuen Kalenderjahres, weit ab von der Terminierung eines Schuljahres passiert das Besondere:
Es beginnt ein neues Kirchenjahr. Mit dem 1. Advent.
Seit dem 3. Jahrhundert nach Christus ist das schon so geregelt. Da war das Konzil von Nicäa, eine Kirchenversammlung also, bei dem unsere Vorfahren festgelegt haben, wann was gefeiert wird.
Man ist von dem wichtigsten Fest, nämlich dem Fest der Auferstehung an Ostern ausgegangen und hat dann alles andere nach vorne und hinten ausgebreitet. Im Kirchenjahr wird alles nacheinander gefeiert und bedacht, alle Höhen und Tiefen des Menschseins. Nichts wird ausgespart, verschwiegen oder umgangen. Alles kommt vor.
Alles an Lust und Frust, Liebe und Leid, Leben und Sterben zieht an uns vorbei:
Beginnt mit Advent mit seinem Starten und Warten auf Weihnachten zu und feiert Gottes Ankunft in der Welt, die Geburt des Jesuskindes, mit dessen Wachsen, Werden und Wirken füllt sich dann der Kalender weiter:
Seine Passion passiert, Leiden und Fasten prägt diese Zeit mit dem Tiefpunkt Karfreitag samt Trauer Abschied und Tod, mündet dann in den Osterglockenjubel, mit dem Echo - Ruf der Gemeinde:
Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.
Was uns blüht, ist neues Leben, erfülltes Leben vor und nach dem Tod.
Und so  kommen Anhimmeln und Begeistern nacheinander, Himmelfahrt und Pfingsten, das große Verstehen beim Geburtstag der Kirche, es wächst und gedeiht das Leben, es ist Sommer, ehe alles mündet in Ernten und Danken, Büßen und Beten.
Und am Ende unter dem Grauschleier des Novembers geht es um Trauern und um Vertrauen ganz und gar. Was für ein Parcours! Wie viele Stationen und Etappen.
Ein Trainingslauf für die armselige Seele, in alle Farben des Regenbogens eingewickelt-so läuft das Kirchenjahr um und um, mit uns Runde um Runde und führt uns hinein in das Konditionstraining unseres Glaubens.
Alles hat da seine Zeit.
Und heute fangen wir wieder von vorne an und sagen A, A wie Advent.
Was uns schon so vertraut ist, dürfen wir wieder holen. Den kleinen Lichtblick.
Der schenkt Geborgenheit. Wir buchstabieren uns durch unser Leben und dürfen heute noch einmal von vorne beginnen. Sozusagen mit Anlauf starten wir In der Hoffnung, dass  wir etwas anzufangen wissen mit dem Glauben an Gottes guten Plan. Trotz aller Sorge, Angst und Dunkelheit:
Es gibt einen Hoffnungsschimmer im Neubeginn. Hoffentlich wird sich was ändern, wenn wir uns heute schon adventlich grüßen und sagen:
Ein Gutes Neues Jahr!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20959
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