SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Dicht an dicht stehen die Feldbetten in der großen Fabrikhalle. Mehr als 250 Menschen schlafen hier. In einem einzigen Raum. Das Licht darf in der Nacht nicht ausgeschaltet werden. Aus Sicherheitsgründen - Falls es zu einer Panik kommt. Die Luft ist stickig. Die Halle lässt sich kaum lüften. Die Klimaanlage pustet von oben warme Luft in den Saal. Doch der Betonboden ist kalt. Die Essensausgabe erfolgt in Zelten. Oft ist die Schlange der Wartenden so lang, dass sie draußen stehen müssen.
Die Lebensumstände sind schwierig. Eigentlich unwürdig. Aber wenigstens gibt es ein Dach über dem Kopf und regelmäßig eine Mahlzeit. Mehr ist nicht drin. Die Helfer arbeiten Tag und Nacht, improvisieren, tun, machen – um irgendwie den Flüchtlingen die Situation zu erleichtern.
Die meisten sind dankbar. Erleichtert, endlich in Sicherheit zu sein. Natürlich gibt es auch Ärger. Kein Wunder, wenn so viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen. Und dann gibt es noch die, die keine Flüchtlinge mehr haben wollen. – Die Helfer sind dabei mit unglaublich viel Mitgefühl. Aber das helfen ist anstrengend – mit der Zeit.
Mir kommt ein Satz aus der Bibel in in den Sinn. Aus dem Timotheusbrief (2. Tim 1,7): Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Angst ist kein guter Ratgeber, weiß schon die Bibel. Noch weniger hilfreich ist es, sich Angst machen zu lassen von denen, die rufen „Das Boot ist voll“.
Kluge Besonnenheit ist wichtig – dazu gehört auch das Erkennen der eigenen Grenzen.
Ich kann nicht allen helfen – aber einzelnen. Ich kann nicht überall helfen – aber im Treffpunkt oder in der Kleiderkammer oder beim Sprachkurs oder im internationalen Gottesdienst in meiner Stadt, in meinem Dorf.
Und bei allem, was ich tue, vertraue ich darauf: Gott ist mittendrin. Das gibt mir Kraft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20950
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