SWR3 Gedanken

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Es ist unfassbar, was vorgestern Nacht in Paris passiert ist. Und es fällt mir schwer jetzt hier was Passendes zu sagen. Das gibt es sowieso nicht: was Passendes.

 Ich denke viel an die Verwandten und Freunde der Menschen, die bei den Terroranschlägen ermordet wurden. Sie haben sicher nicht damit gerechnet, dass sie ihre Lieben nicht mehr wiedersehen. Vor allem nicht, weil die ja alle unterwegs waren, um sich einen schönen Freitagabend zu machen. Sie waren gemütlich was trinken, bei einem Konzert, in der Stadt unterwegs. Sie haben es sich einfach gut gehen lassen. Da rechnet doch keiner damit, dass sie nicht mehr zurückkommen. Und schon gar nicht damit, dass sie so brutal erschossen werden.

Was geht jetzt in den Köpfen der Angehörigen vor? Wie leben sie weiter? Geht das überhaupt?

Vor einer Woche habe ich Barbara Pachl-Eberhart getroffen. Sie hat vor sieben Jahren ihren Mann und ihre beiden kleinen Kinder bei einem Autounfall verloren. Die Situation ist natürlich nicht eins zu eins vergleichbar, aber sie musste auch damit klar kommen, dass ihre ganze Familie von jetzt auf gleich nicht mehr da ist.
Sie erzählt, dass sie oft nicht mehr gewusst hat, was sie tun soll. Dass sie sich so sehr danach gesehnt hat, zu ihrem Mann und den Kindern zu gehen. Und dass sie tage- und wochenlang nicht mehr aus dem Bett aufgestanden ist. Sie wollte nichts sehen und hören, nur schlafen und von ihrer Familie träumen. Das hat ihr geholfen.

Und irgendwann hat sich dann ihr Körper gemeldet. Sie sagt: „Mein Körper hatte schlicht Hunger und wollte sich mal wieder bewegen. Das waren die ersten Schritte ins Leben. Obwohl ich mir das nie vorstellen konnte.“

Das wünsche ich jetzt den Familien, Freunden und allen, die mit den Opfern verbunden sind. Ich wünsche es ganz Paris, Frankreich, Europa und der Welt. Dass nach diesen furchtbaren Anschlägen irgendwann erste Schritte ins Leben möglich sind. Auch wenn das jetzt unvorstellbar ist.

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