Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“ Hat Jesus gesagt.
Heute vor 30 Jahren wurde der Arbeitgeberpräsident Hans Martin Schleyer entführt. Damit begannen jene Tage, die später mit dem Begriff „deutscher Herbst“ in die Geschichte eingingen. Am Ende stand nicht nur der Tod von Hans- Martin Schleyer und vielen anderen, am Ende stand auch der Tod des harten Kerns der so genannten Roten Armee Fraktion.

Ich erinnere mich noch gut an die Septembertage vor 30 Jahren. An die gedrückte Stimmung und die Angst. Und vor allem an die Ohnmacht, mit der wir diesem grausamen Spiel von Entführung, Erpressung und Mord zusehen mussten.
Vielleicht war für uns der deutsche Herbst so etwas wie der 11. September für Amerika: viele sind damals aus dem Gefühl, nach dem Krieg in einem relativ sicheren und geordneten Land zu leben, auf nimmer Wiedersehen heraus geworfen worden.
„Wir haben die klägliche und korrupte Existenz von Hans Martin Schleyer beendet.“ So lautete die letzte Erklärung der RAF. Sie sind angetreten, um es besser als ihre Väter, ehemalige Nazis, zu machen. Und sie haben es genauso gemacht.

Jesus sagt: „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“ Damals war das keine Aussage für Supermächte. Ein Schwert ist immer nur die Waffe eines Einzelnen. Gewalt ist immer eine Frage an jeden und jede von uns. Nehme ich das Schwert? Will ich nur noch mein Ziel erreichen, koste es was es wolle? Jesus wusste: Wer Gewalt ausübt, ist dessen erstes Opfer. Denn Gewalt und Hass nisten sich zuerst in der Seele dessen ein, der zur Gewalt greift. Man verliert, ohne es zu merken, den Blick und das Gefühl für sein Gegenüber. Gedanken von Gewalt und Hass bohren sich in die eigenen Gefühle, besetzen einen bis ins innerste. Und während man die Menschen einteilt in gute und böse, sie womöglich noch auf einer Achse des Bösen auseinandersortiert, schafft man unablässig Feinde und merkt es nicht einmal.

Nicht anders ging es den damals jungen Leuten der RAF. Nicht anders geht es den Terroristen von heute. Nicht anders geht es denen, die im Alltag ihre Ziele durchsetzen, koste es, was es wolle.
„Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen“.
Heute wissen wir: es gibt keine Alternative zum Gespräch. Ich muss ihn mit meinen Feinden gehen- den Weg zu einer besseren Welt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2087
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