SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Alles hat seine Zeit, alles geht vorbei. Ist das nun gut? Oder ist es traurig?
Eine Frau erzählt: Wir freuen uns, wenn unsere Enkelkinder übers Wochenende zu Besuch kommen. Da koche ich jeden Tag eine andere Lieblingsspeise. Am Abend machen wir Spiele oder schauen ein Fotoalbum an. Wir biegen uns vor Lachen, wie wir früher angezogen waren und wie die Jungs ihre Haare trugen.
Aber es ist dann auch immer schön, wenn sie am Sonntagabend von ihren Eltern abgeholt werden. Dann wird es wieder ruhiger im Haus.  
Alles hat seine Zeit. Das gilt auch, wenn eine heftige Erkältung einfach nicht weichen will und kein Mittel zu helfen scheint. Dann, nach Wochen kommt ein Tag, an dem ich spüre, heute geht es wieder besser, die Kräfte kehren zurück. Ich kann wieder telefonieren und im Spiegel mit mir lächeln.
Irgendwie gut, dass nichts ewig dauert, weder das Erfreuliche noch das Beschwerliche. Der Wechsel und das Vorrübergehen gehören zum Leben.
Alles hat einmal ein Ende. Das gilt letztlich auch für uns Menschen. Auch wir haben unsere Zeit, und die, die heute noch liebe Weggefährten sind, auch sie haben ihre Zeit. Denn was geschaffen ist, ist endlich und was lebendig ist, Tiere, Pflanzen und Menschen, bleiben nicht für immer.
Allein Gott, sagt die Bibel, bleibt für immer. Viele Verse und Lieder sprechen von Gott als dem, der nicht vergeht. So heißt es zum Beispiel in dem Morgenlied „Die güld‘ne Sonne“: Alles vergehet, Gott aber stehet. Er gehört in alle Zeiten hinein. Seine Jahre nehmen kein Ende.  
Es tröstet mich, wenn ich mir vorstelle, dass alles was seine Zeit hat und vergeht, umfangen ist von Gottes Ewigkeit. Ich glaube, dass ich von Gott  her komme und zu ihm hingehe. Die Verbindung zu ihm besteht, solange ich lebe. Und auch wenn ich sterbe, hört sie nicht auf. Durch mein Vertrauen zu Gott, verbinde ich  mein Leben mit dem, was nicht vergeht.
Das hilft mir, nicht zu erschrecken über den Satz, dass alles seine Zeit hat. Ohne Angst oder mit weniger Angst kann ich akzeptieren, dass mich die ausgestreckte Hand Gottes auch beim Abschied von der Erde nicht loslässt. Ich stelle mir vor, wir Menschen wandern aus einer Zeit in eine andere, die wir Ewigkeit nennen. Gott, der Herr aller Zeiten, begleitet uns dabei.

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