SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Dafür bin ich doch viel zu alt, sagt eine Frau. Ihre Tochter hatte ihr ein trendiges Kleid in die Umkleidekabine gebracht. Ohne es anzuprobieren antwortet die Mutter: Dafür bin ich doch zu alt.
Vielleicht haben Sie das auch schon gesagt. Beim Friseur oder als ihr Enkel gefragt hat, ob Sie mit ihm Klettern gehen. Oder in der Runde fragt einer seine Nachbarin: Willst du nächstes Jahr nicht mit auf Fahrradtour gehen? Und sie wehrt ab und sagt: Nein dafür bin ich jetzt wirklich zu alt.
Ich kenne eine Geschichte in der Bibel, da spielt genau dieser Satz eine Rolle. Die Worte bleiben allerdings ungesagt. Der Satz wird nur gedacht und es wird vom Lachen einer Frau erzählt, die bei sich denkt: dafür bin ich doch viel zu alt. Ein Gast hatte ihrem Ehemann angekündigt, dass seine Frau einen Sohn zur Welt bringen wird. Und da musste Sarah nun wirklich lachen, denn sie dachte: Wenn du wüsstest, wie alt ich bin. Ich kann doch gar keine Kinder mehr bekommen.
Auch Abraham, ihr Mann hat bestimmt gedacht, dass daraus nichts mehr werden würde. Viele Jahre hatten sie sich das gewünscht und darauf gewartet. Aber jetzt, jetzt waren sie einfach zu alt. Nur aus Höflichkeit hat er seinem Gast nicht widersprochen.
Dann ist es aber doch so gekommen. Sarah hat einen Sohn geboren. Spät ist ein Herzenswunsch von ihr und ihrem Mann Abraham in Erfüllung gegangen. Natürlich erleben nicht alle, die lange auf ein Kind warten so ein Wunder.

Diese Geschichte hat aber doch eine Botschaft für mich. Sie sagt mir: Sag nicht so schnell: Dafür bin ich zu alt. Bleibe lieber offen für das, was noch möglich ist. Was Gott noch möglich macht in deinem Leben, auch wenn die jugendlichen Jahre vorbei  und selbst die mittleren vorangeschritten sind.
Ein Mann erzählt mir: Zuerst wollte ich es nicht so recht glauben. Aber wenn Gott mir jetzt in späten Jahren noch einen Menschen schenkt, der meinen Alltag hell macht und bereit ist, die kommenden Jahre mit mir zu leben: warum sollte ich sagen, dafür bin ich zu alt? Ich war lange Jahre allein nach dem Tod meiner Frau. Jetzt fängt nochmals etwas Neues an und ich freue mich darüber.
Also nicht zu schnell sagen: Dafür bin ich zu alt. Lieber der immer neuen Güte Gottes vertrauen, die unser Leben bis heute begleitet hat.

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