SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Was ihr  e i n e m  von diesen geringsten unter euren Brüdern getan habt – das habt ihr mir getan.“ Daran - so sagt es Jesus – würden Menschen gemessen - am Ende der Zeiten.
Sehr alltagspraktische Dinge sind gefragt. Da geht es um Essen und Trinken, um Kleider und Obdach, um Besuche in Krankheit und Gefangenschaft.
Das ist für Christen der Maßstab für wahre Menschlichkeit.
Ich sehe Flüchtlinge in Turnhallen und Zelten.
Auf Bahnhöfen, in Notunterkünften.
Und frage mich: Wer soll das bewältigen?
Ich sehe Helfer und Helferinnen – Freiwillige, Ehrenamtliche.
So viele. Wunderbar.
Schön, dass es in meinem Stadtteil einen Arbeitskreis zur Unterstützung von Flüchtlingen gibt – eine ökumenische Gruppe – vom katholischen Sozialdiakon geleitet. Über 60 Personen.
Sie engagieren sich für Flüchtlinge in einer Containerunterkunft - sammeln Fahrräder, unterstützen Sprachkurse, begleiten Einzelne und Familien im Alltag.
Meine Angst ist: Schaffen die das – auf Dauer?
Hoffentlich übernimmt sich keiner und keine.
Und dann ist mir an dem Wort von Jesus die Einzahl aufgefallen.
„Was ihr  e i n e m  getan habt das habt ihr mir getan.“
Der Einzelne ist offenbar das Maß der Nächstenliebe.
Das Maß für unseren Beistand und unsere Unterstützung.
Für unsere Aufgabe und unser Vermögen.
Eine hilft einem auf.
Und da noch einer. Und noch eine.
Auch „Ihr“ – Mehrzahl – helft einem oder einer.
Eine Familie steht einer Flüchtlingsfamilie bei.
In meiner Nähe: Eine Familie aus dem Iran - aus dem mittleren Osten – die sich bis hierher retten konnte. Und nun lernen die Kinder Deutsch, gehen zur Schule und wollen einmal studieren. Eine Familie findet Zuflucht.
Niemand kann  d i e  Flüchtlinge unterbringen, versorgen. integrieren.
Es gilt immer das kleine Einmaleins der Nächstenliebe.
„Was ihr  e i n e m  der geringsten Brüder getan habt...“
Immer  ieder ist es die Einzahl: Paulus schreibt:
„Einer trage des Anderen Last – so werdet ihr das Gebot Christi erfüllen (Galater 6,2) – nämlich das der Liebe.
Das ist der Weg, wie es hoffentlich gehen kann.
Ohne sich und Andere zu überfordern.
Ohne sich auszupowern über die Maßen und Grenzen der eigenen Kräfte.
Ein gutes Wort.
Einmal Kleider vorbeibringen, einmal einen Kuchen, ein paar Früchte.
Ein Gespräch. Ein Besuch in der Unterkunft nebenan. Das eröffnet. Das überfordert nicht. Das schaffen wir. Und es  ist so, als hätten wir Christus selber besucht – ohne es zu ahnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20782
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