SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Es gibt kein hartes Brot, es gibt nur kein Brot und das ist hart!“ So singt Reinhard Mey in seinem Lied „Butterbrot“. Das Lied ist eine Lobeshymne auf ein Stückchen Brot.
Und ich kann es mir direkt vorstellen: das Stückchen Brot. Ich habe sofort den Duft von Brot in der Nase, weiß, wie es sich anfühlt, wie es schmeckt. Und ich sehe meinen kleinen Sohn vor mir. Der liebt Butterbrote über alles. Mit viel Liebe schleckt er immer zuerst die Butter von der Brotscheibe. Dann beißt er rein und knabbert das weiche, innere heraus. Den Rand gibt er dann gerne mir.
Brot. Das tägliche Brot. Um das wir im Vaterunser bitten. Da ist Brot mehr als nur Brot, von dem wir abbeißen und das uns satt macht. Brot steht für all das, was wir zum Leben brauchen: Nahrung, ein Dach über dem Kopf, Kleidung und vieles mehr. Auch freundliche Worte. Die nähren die Seele und geben einem neue Kraft. Ein unverhoffter Besuch bringt Wärme ins Haus. Eine stumme Umarmung bringt so viel Liebe.
Mit Brot ist all das gemeint, was Menschen zum Leben brauchen. Und nicht alles davon kann ich kaufen, herstellen oder selbst machen. Vieles davon wird mir geschenkt. Das kann ich auch nicht einfordern, sondern nur darum bitten. Und hoffen, dass ich das bekomme, was mich satt macht an Leib und Seele.
In der Bibel gibt es viele Brotgeschichten. Eben weil das tägliche Brot so wichtig ist. Jesus selbst bezeichnet sich als „Brot des Lebens“ (Joh 6,35). Ich glaube, er meint das so: Gott will uns mehr geben als einen satten Bauch. Zwar weiß er, dass der wichtig ist, dass es schlimm ist, Hunger zu leiden. Aber er weiß auch, dass Menschen nach noch mehr hungern: nach Liebe, nach Verständnis, nach Freundschaft, nach Vergebung, nach Trost, nach Hoffnung. Nach so vielem.
Und Jesus gibt mir das: Er schenkt mir Orientierung in dem er mir sagt, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalten und dass die Liebe mein Handeln bestimmen soll. Ich kann mich an seinem Leben orientieren und habe damit eine Richtschnur für mein Handeln. So wie er auf Menschen zugegangen ist, so möchte ich das auch tun. Und so lerne ich Fremden aufgeschlossen gegenüber zu sein. An ihm kann ich mich orientieren.
Es gibt kein hartes Brot. Es gibt nur kein Brot. Und das ist hart. Ich finde: Das gilt auch für das Brot des Lebens.

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