SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es ist sicher wieder nur so eine Geschichte, eine Legende –
von eher zweifelhaftem Wahrheitsgehalt und historisch ganz ungesichert.
Aber schön.
Es geht um einen jungen Mann namens Wendelin oder Wandalinus,
im sechsten Jahrhundert, also vor fast anderthalbtausend Jahren.
Angeblich war er ein Königssohn aus Irland oder Schottland –
und auf seiner Pilgerreise hatte es ihn ausgerechnet ins Saarland verschlagen.
Na gut – ins heutige Saarland. Damals hieß das noch Vogesen dort.

Jedenfalls ist unterwegs das Geld alle
und er muss sich was verdienen, um dann weiter zu pilgern.
Kriegt einen Job bei einem etwas zwielichtigen Hofbesitzer –
ein brutaler Typ soll das gewesen sein – und zwar als Schafhirte.
Wendelin zieht mit den Schafen irgendwie querfeldein –
bis zu einer Stelle, wo er gern betet und meditiert.

Da taucht plötzlich sein Arbeitgeber auf
und kocht vor Wut: Er hat gleich Gäste
und denen will er einen guten Hammel vorsetzen –
aber jetzt ist die Herde so weit vom Hof weg, mehr als sieben Meilen;
keine Chance, rechtzeitig zum Schlachter und an den Spieß zu kommen.

Die Geschichte lässt leider offen,
ob und was Wendelinus dem Wüterich geantwortet hat.
Der ist dann eben heimgeritten,
hat sich vielleicht schon alternativ ein vegetarisches Menü ausgedacht,
trifft zu Hause ein und wundert sich:
Der Hirte und die Herde sind schon da.
Oder wenigstens der Hammel zum Schlachten.

Das ist ein bisschen eine Hase und Igel-Geschichte, schon klar;
als wären die frommen Menschen den bösen immer ein wenig voraus –
auch wenn es auf den ersten Blick anders aussieht. Kann man bezweifeln.
Jedenfalls sagt mir diese Anekdote: es kann okay sein,
auch im Alltag mal alles zu vergessen und im Gebet zu versinken
oder einfach in einem Traum.
Das ist keine verlorene Zeit – dem Hirten Wendelin immerhin
schenkte sein Gebet eine Art SiebenMeilenStiefel…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20747
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