SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Moment mal – ich habe da doch gerade einen Engel gesehen oder was;
im Häuschen an der Bushaltestelle!?
Noch mal hingesehen – und da war es natürlich ein normaler Mensch,
ein junger Mann wie andere auch.
Er stand nur einfach vor dem Plakat einer Versicherung –
allerdings: das ist schon ein geschickt gemachtes Plakat!

Plakat in der Leuchtbox
an ganz vielen Trierer Bushaltestellen.
Und auch auf manchen Werbe-Großflächen.
„Schützen sie, was ihnen wichtig ist“, sagt der Text – und das Bild spielt
mit der Idee von einem Schutzengel, der jeden Menschen begleiten soll
und ihn oder sie schützt vor allen möglichen Gefahren.
Aber dieser Schutzengel ist nur noch angedeutet –
frühere Kampagnen hatten da noch eine hübsche junge Frau gezeigt,
der hatten sie Engelsflügel an die Schultern hingezeichnet.

Jetzt also: Nur noch die Flügel. Auf Schulterhöhe am Straßenrand.
Und wenn jemand passend vor dem Plakat steht,
sieht es aus, als hätte er oder sie Engelsflügel.
Wie gesagt: die Versicherung spielt mit der Idee „Schutzengel“.
Und damit, dass kaum jemand noch an Engel glaubt oder gar an Schutzengel,
also so eine Art außerirdischer oder besser überirdischer Wesen,
die göttlichen Schutz geben: Deswegen besser eine Versicherung…

Mir gefällt die Szene vor dem Plakat
mit dem Engel aus Fleisch und Blut und seinen gezeichneten Flügeln;
denn tatsächlich sind ja Menschen gefordert und herausgefordert:
Menschen zu beschützen oder achtsam mit ihren Sachen umzugehen.
Menschen müssen Rücksicht nehmen, aufeinander achten,
Grenzen respektieren – und sich gegenseitig Gutes tun.
Dann sind sie sowas wie Engel auf der Erde. Ganz irdisch –
und doch auch ein Beweis, dass Gott es gut meint mit den Menschen.

Das beflügelt manche –
vielleicht ist der Typ an der Haltestelle ja tatsächlich einer von den Menschen,
die für andere da sind…
Dann hätte ich an der Haltestelle eben doch einen Engel gesehen!

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