Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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... tut eine gewisse Gleichmäßigkeit gut.  

Sie hat einen neuen Rekord aufgestellt, die Frau mit dem Ludwigsburger Kennzeichen auf dem Auto. Auf den 50 km Autobahn zwischen Hockenheim und Karlsruhe hat sie mich viermal überholt. Ich bin mit Tempomat 120 gemütlich durchgefahren. Und dabei habe ich sie dreimal überholen müssen, weil sie immer wieder langsamer und schneller gefahren ist, ganz ungleichmäßig und hektisch. 

So etwas erlebe ich öfter. Ich fahre auf der Autobahn gerne ein konstantes Tempo, meist 120. Das ist angenehm, es stresst weniger. Vor allem habe ich noch etwas vom Fahren, ich kann die schöne Landschaft wahrnehmen und mich daran freuen. Oder die Gedanken schweifen lassen. Und das Fahren raubt mir nicht die innere Ruhe. 

Umso mehr fällt mir auf, wenn andere Verkehrsteilnehmer ungleichmäßig und hektisch fahren. Ein solcher Fahrstil ist anstrengend. Er kostet zusätzliche Aufmerksamkeit, Kraft und Nerven. Und er steigert die eigene Unruhe. Eine Unruhe, die dann auch nach dem Ende der Fahrt in den Menschen steckt und in ihren Alltag hinüberschwappt. Schade! 

Nicht nur beim Autofahren tut eine gewisse Gleichmäßigkeit gut. 

Es wundert mich nicht, dass z.B. Angebote wie „Kloster auf Zeit für Manager“ oft ausgebucht sind. Gerade bei Benediktinern strahlen das Kloster und der feste Tageslauf Gleichmaß, Stetigkeit, einen wohltuenden Rhythmus und Ruhe aus – alles in allem eine heilsame Ordnung. Wer das ein paar Tage oder eine Woche lang mitmacht, der spürt die wohltuende Wirkung. Wie man so schön sagt: „Der kommt wieder runter“ – runter von der Schnelllebigkeit zum eigenen inneren Tempo; runter von wechselhaftem Verhalten zu mehr Beständigkeit und Gleichmaß; runter vom Leben an der Oberfläche in die eigene Mitte. Dadurch gewinnen das Leben und die Persönlichkeit an Tiefgang. 

Und wer das so erlebt hat, der ist dann auch im Alltag achtsamer. Aufmerksam für das, was ihm gut getan hat, für eine wohltuende Gleichmäßigkeit und einem hilfreichen Rhythmus. Wer in innerer Ruhe und bei sich ist, der hat mehr vom Leben. Auch beim Autofahren.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20742
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