SWR2 Wort zum Tag

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Manchmal hilft nur eins: den Stecker ziehen oder den Reset-Knopf drücken. Wenn das Programm der Waschmaschine nicht mehr richtig läuft; wenn ich an einem Elektrogerät zuviel verstellt habe; wenn der Computer nicht mehr reagiert – da gibt’s dann immer noch diesen simplen Versuch zur Rettung. Und häufig bleibt das Wunder dann nicht aus: Reset oder Neustart – sie helfen oft wirklich.
Die Möglichkeit, neu zu starten. Die Chance, alles zurück auf  Anfang zu setzen – im Leben würde ich mir das auch oft wünschen. Wenn ich ein Wort nicht mehr zurücknehmen kann. Wenn ich zu der Einsicht komme: Ich habe die falsche Entscheidung getroffen. Wenn ich nach langer Funkstille mit einem Menschen wieder neu anfangen möchte.
Nur: Das Leben hat keinen Reset-Knopf! Zumindest nicht so wie bei einem Elektrogerät. Was war, kann niemand rückabwickeln. Und ich frage mich schon: Wie gelingt es, wieder neu anzufangen, ohne alles aus meinem Leben zu verbannen, was bisher gewesen ist.
Die Bibel ist ein Buch voller Geschichten gelungener Neuanfänge. Und es sind im Grunde dieselben Themen wie heute. Da geht es um verlorengegangenes Vertrauen in Beziehungen. Ja sogar um Verrat. Da geht es um den Versuch, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Da geht es um handfesten Betrug. Oder sogar um Mord und Totschlag. Eigentlich sind all die Betroffenen am Ende. Aber viele, von denen da erzählt wird, wagen einen Neuanfang. Und krempeln ihr Leben richtig um. Am schönsten erzählt womöglich in der Geschichte des Steuereinehmers Zachäus. Er nimmt viel mehr an Zollgebühren, als die römischen Besatzer verlangen. Aber am Ende, nachdem er mit Jesus gegessen hat, vollzieht er eine Kehrtwende in seinem Leben. Und er zahlt das, was er unrechtmäßig eingenommen hat, gleich in mehrfacher Höhe zurück.
Da fängt ein Mensch also neu an. Nicht bei Null, sondern mitten im Alten. Die Vergangenheit ist nicht einfach ungeschehen. Aber sie blockiert die Wege in die Zukunft nicht mehr. Die Erfahrung, dass das geht, ist so großartig, dass es mich nicht wundert, wenn Menschen sie schon seit Jahrtausenden mit Gott in Verbindung bringen. Ich tue das auch. Weil Gott das, was ich mit meinem Leben auch an Belastendem mitbringe, nicht verwirft, sondern verwandelt. Und mich so immer wieder neu anfangen lässt. Auch ohne Reset-Knopf.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20694
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